Werbeplakate, Plakate

Plakate und Werbeplakate sammeln

Plakate und Werbeplakate als Sammelgebiet

Plakate anbringen oder plakatieren, – man kann dies umschreiben mit öffentlich ankündigen, zum Beispiel Ausstellungen, Festivitäten jeglicher Art, Sportveranstaltungen, bevorstehende Besuche öffentlicher Personen, man kann auch etwas öffentlich verkünden, zum Beispiel Erlasse, Siegerlisten, um nur einige zu nennen, – man kann aber auch öffentlich für bestimmte Produkte werben – auf Litfassäulen, in Gaststätten, an Mauern, an Zäunen etc. Plakate und insbesondere Werbeplakate als das wohl beliebteste Plakatthema haben sich als Sammelgebiet schon lange etabliert. Die Wirtschaftsmacht Deutschland gehörte insbesondere nach den Gründerjahren, die vom Mode- und Baustil vom Jugendstil, Art Deco bis zur neuen Sachlichkeit geprägt war, zu den absolut führenden Plakatnationen, war vielleicht sogar die führende Plakatnation. In den Jahren vor der Jahrhundertwende ab etwa 1870 war dies Frankreich.

Zur Geschichte des Plakats und Werbeplakats

Das Plakat als Medium der Öffentlichkeit, als Medium der Werbung, – wann hatte es seinen Ursprung. Beispiele für öffentliche Anschläge gab es bereits in der Antike, vielleicht sogar schon früher. Die Ahnentafel für das Plakat geht weit zurück in die Vergangenheit.Werbeplakat Orpheus in der Unterwelt von Jaques Offenbach Bei den alten Griechen kannte man Holztafeln, bei den Römern öffentliche Flächen für allgemeine Mitteilungen. Solche Flächen oder Tafeln wurden beschriftet und durch Maler bemalt. Plakatähnliche Mitteilungen gab es nach Erfindung des Papiers dann auch schon im frühen Ägypten im 2. Jahrhundert nach Christi Geburt. Solche Plakate waren natürlich immer Unikate, da es keine Vervielfältigungsmöglichkeiten gab. Auch im alten China, lange vor Christi Geburt, soll es bereits Papier gegeben haben. Es ist daher zu vermuten, dass auch dort Nachrichten auf plakatartigen Gegenständen weitergegeben wurden.

Bild rechts: Das berühmte Plakat „Orphee aux enfers“ von Jules Cheret

Seinen unaufhaltsamen Aufstieg erlebte das Plakat allerdings erst mit der modernen fabrikmäßigen Herstellung von Papier im europäischen Mittelalter ab etwa dem 13. Jahrhundert, der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Johannes Gutenberg Ende des 15. Jahrhunderts sowie der Erfindung des Steindruckes, der Lithografie, einem Flachdruckverfahren, welches der deutsche Karthograph Alois Senefelder im Jahre 1797 erfand. Die Geburt des modernen Plakats oder Werbeplakats ist mit diesem Namen eng verwoben. Bis dato gab es aufgrund der Innovation des Buchdrucks im Wesentlichen Schriftplakate. Es gab auch andere Vorläufer wie eine Mitteilung eines Druckers aus Antwerpen aus dem Jahre 1491, welcher seine Mitteilung mit einem Holzschnitt aus den mittelalterlichen Melusine-Erzählungen auf Holzschnitt illustrierte.

Die Stunde des Protagonisten Jules Cheret

Jahrhunderte später dann fanden Steindruck und Plakat zusammen. Es waren Werbeplakate, welche berufen waren, den Steindruck, mit welchem man zunächst nicht so Richtiges anfangen konnte, zu monetarisieren, ihn wirtschaftlich in Szene zu setzen und es war der Steindruck, der der Wegbereiter des modernen Plakates war. Der Protagonist dieser Zusammenführung war der junge französiche Künstler Jules Cheret. Ein gutes halbes Jahrhundert nach der Erfindung Senefelders entwarf er sein berühmtes Plakat mit dem Titel „Orphee aux enfers“ oder auf deutsch „Orpheus in der Unterwelt“ für die Ankündigung dieser Oper von Jacques Offenbach an der Metro in Paris. Das Plakat in deutscher Schrift kündigte das Werk an der Komischen Oper in Berlin an.

Das revolutionäre an der Lithografie war, dass keine mechanischen Vertiefungen durchgeführt werden mussten, sondern dass mittels chemischer Vorbereitung flach gedruckt werden konnte. Nichts eignete sich für dieses Druckverfahren besser als die sogenannte Solnhofer Platte, der Solnhofer Kalkstein. Das Flachdruckverfahren erlaubte es, Flächen wie Linien aufzutragen und die Steine standen in allen Größen zur Verfügung. Der junge Jules Cheret, ausgebildet als Lithograf und künstlerisch ein Autodidakt, bekam seine entscheidenden Anstösse und Erkenntnisse zur Nutzung der Farblithografie in einer Londoner Druckerei. Die Ausbildung dort wurde ermöglicht durch seine Förderung seitens des Parfümfabrikanten Rimmel, welcher schon sehr früh auf die erstaunlichen Fähigkeiten Cherets aufmerksam wurde. Das Problem mitte des 19. Jahrhunderts war ganz einfach, dass für die Darstellung eines farbigen Plakates, für den Farbendruck, für jede Farbe ein Stein verwendet wurde. Das passgenaue Übereinanderdrucken von mehreren Steinen war mit viel Handarbeit verbunden. Das konnte bei vielleicht zwanzig Steinen, – für jede Farbe einen Stein -, schon sehr zeitaufwändig sein, vor allem bei größeren Exponaten. Daher kam die Chromolithografie auch eher bei den kleineren Postkarten oder Werbekarten zum Einsatz. Moderne Techniken wie die fotomechanische Rasterung waren zu der Zeit Cherets noch lange nicht erfunden. Die Revolution eines Jules Cheret bestand darin, die bis dahin angewendete Technik, pro Farbe einen Stein zu verwenden, zu verlassen. Er brachte es fertig, mit nur 3 oder 4 Farbsteinen mittels gekonntem und gut überlegtem Übereinanderdrucken und wiederum Freilassen von Druckflächen nahezu jede Farbnuance zu erreichen. Die flächig-illusionäre Wirkung hatte er in Museen bei den Werken französischer Rokoko-Maler studiert. Mit dem in England erworbenem Wissen über das Drucken im Großformat und den von dort mitgebrachten Maschinen war er in der Lage, auch großformatige Plakate mit nur wenigen Steinen mit wunderbaren, leuchtenden Farben zu bedrucken. Diese großartigen Farben waren charakteristisch für die Farblithographie Ende des 19. Jahrhunderts. Sie wurde später mit anderen Techniken nie wieder erreicht. Sein hier abgebildetes Plakat „Orphee aux enfers“ besteht beispielsweise lediglich aus den Grundfarben Schwarz, Rot und Grün. Jules Cheret gründete nach seiner Rückkehr aus England in Paris mit den importierten englischen Maschinen eine eigene Lithographie-Werkstatt. Die Plakate, die als Werbeplakate nach der Industrialisierung bei vielen neu gegründeten Unternehmen hoch willkommen waren, sollten durch ihre Farben und Ausdrucksstärke auf Produkte oder Veranstaltungen o.ä. aufmerksam machen. Cheret sagte selbst: “Der Plakatkünstler muss ein Psychologe sein … und sich mit den logischen und optischen Gesetzen seiner Kunst vertraut gemacht haben. Er muss etwas erfinden, das selbst den Durchschnittsmenschen anhält und anregt, wenn er vom Pflaster oder vom Wagen aus das Bild der Straße an seinen Augen vorbeieilen lässt; und dazu, glaube ich, ist nichts so sehr geeignet wie ein einfaches, liebliches und doch packendes Bild in lebhaften und doch harmonischen Farben“ (Schardt, Französische Plakatkunst). Cheret wurde in Paris zum Protagonisten, zum Wegbereiter der modernen Plakatkunst. Er soll insgesamt weit über eintausenddreihundert Plakate hergestellt haben.

Die Entwicklung des Plakates in Frankreich

Die Plakatkunst gehörte zu den ausdruckvollsten Medien des Fin de Siecle, wie die letzten Jahre des 19. Jahrhunderts in Frankreich genannt werden. Es war eine Zeit im Aufbruch, im Drang nach Neuem. Es war die Zeit, als besonders Paris sich änderte, die großen Alleen entstanden, die Künstlerkolonien am Montmartre aus dem Boden schossen. Dieses Zeitalter war ähnlich intensiv wie gleichzeitig in Deutschland die Gründerzeit, wo die neue Plakatkunst allerdings nur nach und nach ankam. Frankreich war zunächst in der Plakatkunst führend. Cheret wandte die Flächenwirkung der alten französischen Meister des Rokoko an; nun eroberten japanische Holzschnitte mit einer naturalistisch stilisierenden Flächengestaltung Paris und Europa. Die japanische Form der Gestaltung hatte großen Einfluß auf den Art Nouveau, den französischen Jugendstil, der sich gerade im statu nascenti befand. Jules Cheret war der Wegbereiter des modernen Plakatkunst, ihr unbestrittener König aber wurde Henry de Toulouse Lautrec. Toulouse Lautrec entstammte dem reichen Adel und frönte der neuen Kunst, ohne von ihr finanziell abhängig zu sein. Er konnte ohne Rücksicht auf irgendwelche Gepflogenheiten experimentieren. Er war nicht nur ein begnadeter Maler, er war auch ein Meister der Farblithografie. In der Malerei gehörte er zu den Großen des späten Impressionismus, als Grafiker zählte er zu den Größen des Art Nouveau, des Jugendstils. Seine Werbeplakate trafen den Zeitgeist, sie waren nicht für Ausstellungen oder Museen gedacht, sondern sie sollten auf der Straße, an Litfassäulen, Hauswänden oder Zäunen den Vorüberziehenden begeistern, von etwas überzeugen, sie sollten Sehnsüchten nachgehen, sie sollten begeistern, sie sollten auch Wünsche wecken, sie sollten den Konsumenten, den potentiellen Käufer ansprechen. Insofern passen sie mit ihren ausdrucksvollen Farben in die gründerzeitliche Stimmung nach der industriellen Revolution. Die immer mehr aufkommenden Verkaufsstellen und Läden mit unterschiedlichsten Artikeln mussten auch aufgrund der immer stärker werdenden Konkurrenz beworben werden. Sie errangen eine starke Stellung als Werbemedium, vergleichbar mit der bald folgenden Aera der Emailleschilder. Man kann es sich heutzutage wohl nicht mehr vorstellen, aber zu jener Zeit wurden fast tagtäglich neue Produkte erfunden, welche „an den Mann“ gebracht werden wollten. Aber die wenigen Medien, solche Produkte bekannt zu machen, darauf aufmerksam zu machen, waren Schausteller, Marktschreier und nun auch Werbeplakate. Es muss immer bedacht werden, dass es Fernsehen als visuelles Medium eigentlich noch gar nicht gab!

Auf den meisten Plakaten standen Personen im Mittelpunkt; der Mensch und das Beworbene wurden abgebildet. Und eines noch, – weibliche Reize wurden auch damals bereits zum Zwecke der Werbung oder Reklame eingesetzt. Die vielen reizvollen Damen, welche der Vater der Plakatkunst, Jules Cheret, abbildete, waren so bekannt und „begehrt“, dass sie den Kosenamen „Les Cherettes“, die Cheretts, erhielten.

Die Entwicklung in England

Nicht nur in Frankreich, auch in England nahm die Entwicklung der Plakatkunst Fahrt auf. Man muss immer noch im Hinterkopf haben, dass England, industriell bezogen, am Ende des 19. Jahrhunderts immer noch das höchst entwickelste Land in Europa war. Zu dieser Zeit arbeiteten dort zwei Genies an der Weiterentwicklung der Plakatkunst: William Nicholson und James Bryde. Sie nannten sich die Beggarstaff Brothers. Ihr großes Vorbild war Toulouse Lautrec, der kurz zuvor mit seiner stilisierenden Gestaltung und dem virtuosen Einsetzen der Lithografie diese Kunst auf ihren Höhepunkt geführt hatte. Das Ziel von Bryde und Nicholson war nicht „Einfacheres“, als die hohe Kunst des Stilisierens von Henry de Toulouse Lautrec auf eine noch höhere Ebene zu heben, ein Unterfangen, welches nahezu unmöglich schien. Man muss sich dies so vorstellen: Mehrere Personen werden in Vollfarbe auf einem Plakat dargestellt. Die Differenzierung, das Erkennen der einzelnen Figuren und ihrer Proportionen geschieht unter anderem mit Hilfe von Konturen, das heißt, ein Arm wird zum Beispiel noch von dünnen Strichen nachgezeichnet und hebt sich somit vom Restkörper ab. Die Vereinfachung, die Darstellung mit möglichst wenigen Konturstrichen oder anders herum, der Verzicht auf möglichst viele der trennenden Konturstriche war die Kunst von Toulouse Lautrec. Das Verdienst von Bryde und Nicholson lag darin, auch auf den Rest der Konturstriche zu verzichten, sämtliche Binnenkonturen aufzugeben. Die Differenzierung geschah lediglich durch die Wirkung der Fläche, der Silhouettenwirkung. Die Wirkung konnte in Kombination mit geometrischen Merkmalen oder Schriften noch gesteigert werden. Es dauerte nicht lange, bis die Errungenschaften von Bryde und Nicholson allgemein übernommen wurden.

Die Entwicklung des Plakates in Deutschland

Während in Frankreich und England die Plakatkunst regelrecht aufblühte, hatte sie in Deutschland etwas von einem Stiefmütterchen-Dasein. Sie wollte nicht so recht ins Rollen kommen. Es lag wahrscheinlich doch am deutschen Wesen, das so gerne alles in Gesetze zwängt und reglementiert, so natürlich auch die Größe und das Aussehen von Plakaten. Dies zusammen mit einem gegenüber anderen Ländern komfortabel ausgebauten Zeitungswesen mag verantwortlich für den Hemmschuh gewesen sein. Werbung, damals noch Reklame, lief zumeist über Zeitungsannoncen. Der überwiegende Anteil von Plakaten und Werbeplakaten aus der Gründerzeit besaß nur geringe grafische Ansprüche. Es waren vielfach nur Texte, die in die überbordenden Verzierungen des Historismus gezwungen wurden. Es gab nur wenige Ausnahmen, wie zum Beispiel die Plakate von Adolph Friedländer, der in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts in Hamburg Werbeplakate mit Artisten- und Zirkusmotiven produzierte. Den entscheidenden Anstoß zum Wandel gab der auf den Historismus folgende Jugendstil.

Der Jugendstil bringt den Wandel

Der Jugendstil war die knallharte Antithese auf den zuletzt vor Spießigkeit übertriefenden Historismus. Die Speerspitzen waren hierbei die Zeitschriften „Jugend“, nach welcher später die Namensgebung des neuen Zeitgeistes abgeleitet wurde sowie der Simplicissimus. In beiden Zeitschriften waren namhafte Künstler beschäftigt, die das bislang Etablierte in allen gesellschaftlichen Richtungen wie Kunst, Literatur oder Architektur in Frage stellten. Für den Simplicissimus möchte ich stellvertretend Thomas Theodor Heine nennen, den viele Zeitgenossen als den größten deutschen Zeichner bezeichneten.

Werbeplakate des 19. Jahrhunderts: Maskenball im Saalbau in Frankfurt 1893Diese radikalen Künstler, die die Titelbilder dieser Zeitschriften entwarfen und illustrierten, entwarfen in Folge auch Werbekarten und deren größere Form, nämlich Werbeplakate und Plakate. Man war sogar so enthusiastisch, dass man im Jahre 1905 einen „Verein für Plakatfreunde“ gründete, der sich dem Reklamewesen und Plakatwesen widmete. Vor allem die Geschäftswelt sollte Interesse am Künstlerplakat bekommen. Die 6 Gründer des Vereins, die sich auch am französischen Plakat orientierten, waren Hans Sachs, Hans Meyer, Karl Jahnke, Carol Hilartus, Ernst-Moritz Lesser und Emil Schulze-Malkowski. Berlin und München wurden zu großen Zentren der deutschen Plakatkunst. Das Deutsche Plakatmuseum im Museum Folkwang zeigt eine beeindruckende Vielzahl an wichtigen Exponaten jener Zeit.

Plakat der Lithografischen Kunst-Anstalt von Moritz Prescher Nachfolger, Leipzig

Das wichtigste Relais zwischen Künstler und Auftraggeber wurden in Folge die Druckereien; die besten und bekanntesten waren in Berlin die „Kunstanstalt Dinse & Eckert“ sowie die „Druckerei Hollerbaum & Schmidt“ und in München die „Druckerei Kunst im Druck“ sowie die „Vereinigten Druckereien und Kunstanstalten“. Um die Entwicklung weiter anzutreiben, gab der Verein ab 1910 die Zeitschrift „Das Plakat“ heraus, die eine Auflage von immerhin 3000 erreichte. Dem Verein traten nach und nach viele renommierte Künstler, Firmen und Vereine bei, so zum Beispiel der alles überragende Plakatkünstler Ludwig Hohlwein, die Wiener Werkstätte oder die oben schon erwähnte Druckerei Hollerbaum & Schmidt, um nur einige anzuführen. Bekannte Plakatkünstler der damaligen Zeit waren neben Ludwig Hohlwein und Heine auch Edmund Edel, Lucian Bernhard, Julius Klinger, Hans-Rudi Erdt, Otto Fischer, Hans Unger, Franz von Stuck, Paul Scheurich, Ernst Deutsch als kleine Auswahl. Einen weiteren Impetus für die Entwicklung des Plakatwesens in Deutschland gab der 1907 gegründete „Deutsche Werkbund“. Viele Mitlieder im Werkbund waren auch Mitglied bei den Plakatfreunden. Die Entwicklung des Plakatwesens trieb in Deutschland auch das Reklamewesen an. Die bissigen und geistvollen Karikaturen der Plakatkünstler wurden von der Industrie begeistert aufgenommen. Die großen Firmen wurden begeisterte Abnehmer der Werbeplakate. Diese bunten intelligenten und oft mit hintergründigem Humor erstellten Werbeplakate stehen heute bei Sammlern hoch im Kurs. Mit dem Reklamewesen wurde auch das Plakatwesen Deutschlands in der Welt führend. Neben München und Berlin wurden auch Dresden und Leipzig zu Zentren der Plakatkunst.

Winterspiele, eine der Werbekarten von Ludwig Hohlwein

Die Zeit nach dem ersten Weltkrieg

Der erste Weltkrieg 1914 – 1918 konnte die Entwicklung der Werbeplakate nicht aufhalten. In der Weimarer Republik kam neben dem Werbeplakat insbesondere das politische Plakat auf. Hier gewannen Abstraktion, Fotokollagen sowie eine eindeutigere Schrift an Wichtigkeit. Die Künstler kamen aus dem Lager des Expressionismus oder auch des Dadaismus. John Heartfield, der eigentlich Helmut Herzfeld hieß und Bruder des bekannten Dadaisten Wieland Herzfelde war, war der bekannteste Protagonist. Ansonsten beeinflussten Bauhaus und Art Deco den sachlich ausgerichteten Stil und Zeitgeist. Die hohe Zeit des Plakates dauerte bis in die 20er Jahre und 30er Jahre.

Rechts: Eines der Werbeplakate von Ludwig Hohlwein anlässlich der Olympischen Winterspiele 1936 in Garmisch Partenkirchen

Plakate und Werbeplakate nach dem zweiten Weltkrieg

Der zweite Weltkrieg bedeutete nicht nur politisch und wirtschaftlich, sondern natürlich auch unser Thema, die Plakatkunst und die Werbeplakate betreffend, eine Zäsur. Zur Abwertung trug ganz gewiss die politische Nivellierung, aber auch, und dies ganz besonders nach dem Krieg, die Entwicklung der Technik bei. Man muss sich vorstellen, dass der überwiegende Anteil der frühen Werbeplakate noch echte Lithografien waren! Die Lithografie wurde allerdings schon in den 50er Jahren durch das weiterentwickelte Verfahren des Offsetdruck ersetzt. Heute werden Werbeplakate vorwiegend am Computer erzeugt und ausgedruckt.

Für den Sammler von Werbeplakaten dürfte auch das Sammeln von Werbekarten interessant sein. Dies hat in hohem Maße damit zu tun, dass die Künstler, welche Werbeplakate herstellten, in der Regel auch auf dem Gebiet der Werbekarten tätig waren. Es seien an dieser Stelle lediglich Kirchner, Hohlwein oder Mucha erwähnt. Oftmals wurden auch die verfertigten Werbeplakate auf Postkartenformat verkleinert, um sie dann als Werbekarten zu veräußern oder damit zu werben. Es sei zudem erwähnt, dass die Künstler der Werbekarten und Werbeplakate auch in anderen Bereichen der Bildenden Kunst tätig waren oder auch, wie Ludwig Hohlwein, sich als Designer von Alltags- und Gebrauchsgegenständen wie Stühlen, Tischen, Krügen o.ä. beschäftigten.

Literatur:

Hellmuth Rademacher/Rene Grohnert „Kunst! Kommerz! Visionen!, Deutsche Plakate 1888 – 1933

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