Mode

Mode, alte Kleidung

Was ist Mode und was kann man sammeln?

Der Begriff „Mode“ hat seinen Ursprung im Lateinischen „Modus“. Modus bedeutet soviel wie Art und Weise, also Art und Weise des Lebens, die Art und Weise des Sich-Anziehens, des Gekleidet-Seins, die Art und Weise des Bauens, des Wohnens etc. Die Mode umfasst viele Lebensbereiche. An dieser Stelle soll allerdings der Bereich der Kleidung als Sammelgebiet betrachtet werden. Wir liegen richtig, wenn wir mit Mode die Art und Weise des Sich-Kleidens über die verschiedenen Jahrhunderte definieren. Wahrscheinlich hat Mode ihren Ursprung in dem Bedürfnis des Menschen, sich von anderen zu unterscheiden, mit Prestige oder der bei heutigen Jugendlichen häufig zu beobachtenden Gruppendynamik; insbesondere, wenn man einem höheren Stand oder Klasse angehörte, war dieses Bedürfnis sehr ausgeprägt. Deutsche Modenzeitung

Das Foto zeigt die Titelseite einer Modenzeitung aus dem Jahre 1905

Kleidung und Mode sagt also sehr viel über die sozialen und sozioökonomischen Bedingungen der jeweiligen Epochen aus. So gibt es viele Sammler, die sich mit dem Sammeln von Kleidung verschiedener Zeitepochen beschäftigen. Man kann das Sammelgebiet allerdings auch auf eine bestimmte Zeitepoche wie zum Beispiel die 50er oder 60er Jahre fokussieren oder man konzentriert sich auf ganz bestimmte Kleidungsstücke, zum Beispiel Uniformen oder original Kleidung für alte Puppen und Puppenstuben. Der Möglichkeiten gibt es viele. Zum Sammelgebiet dazu gehören meiner Ansicht nach auch alte Photos, Kataloge und Modezeitschriften.

Die Schwierigkeiten des Privatsammlers

Alte historische Kleidung aus früheren Jahrhunderten ist sehr schwierig zu bekommen. Dabei macht es vor allem Mühe, Stücke in einigermaßen guter Qualität zu finden. Historische Kleidung ist ganz besonders den Umweltbedingungen als auch seinem Herstellungsmaterial ausgeliefert. Wolle oder Seide behalten über die Zeiten selten ihre Farben. Sie neigen zum Verfall und sind zudem von Motten und anderem Getier gefährdet. Der Aufwand zum Schutz, Aufarbeitung und Konservierung ist für den privaten Sammler meist zu hoch und wenig lohnend. Dazu kommt der gegenüber anderen Sammelgebieten wie etwa Blechspielzeug, Modellautos, Münzen oder Briefmarken, um nur einige andere Sammelgebiete anzuführen, vergleichsweise sehr viel höhere Raumbedarf. Sehr alte Exponate finden sich daher vornehmlich in Museen.

Mode, die Herrschenden und die Reichen

Zu fast allen Zeiten war Mode ein fast schon geschlossener Bereich für eine Avantgarde oder die Klassen der Herrschenden und Reichen. Ihr Lebensstil, ihre Kleidung war ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Verhältnisse.

Die Mode der 50er Jahre, hier BüstenhalterDiese Verhältnisse drückten sich nun einmal in Kleidung, in Architektur etc. aus. Ein typisches Beispiel für einen aufwändigen Lebensstil, der sich natürlich auch in der Kleidung ausdrückte, waren die Epochen von Renaissance, Barock und Rokoko.

Mode Ende der 50er Jahre

Ich denke hier an die aufwändige Kleidung zur Betonung des Weiblichen beziehungsweise des Männlichen. Die Männer trugen die langen Allonge-Perücken und hoben den Bereich des Schrittes hervor. Beides sollte wohl zur Hervorhebung der Männlichkeit beitragen. Dabei erinnerten die langen Perücken an die Haarpracht des Löwen und dessen überragende Stellung im Tierreich. Die Damen wurden dagegen regelrecht in ihre komplizierten Miederkostüme eingezwängt; Taille und insbesondere das Dekollete wurden hervorgehoben. Wir kennen diese Kleidung aus Museen und Filmen. Es war reine Herrschaftsmode. Das gemeine Volk konnte sich diese nicht leisten. An dieser grundsätzlichen Situation hatte sich jahrhundertelang nichts geändert.




Demokratisierungsprozesse im Bereich der Modewelt

Erst mit der französischen Revolution im 18. Jahrhundert hatte sich im Bereich der Kleidung und Mode ein Durchbruch angedeutet. Bis dahin war Mode weitestgehend auf höfische Kleidung konzentriert; Mode in unteren Schichten fand eigentlich nicht statt. Etwa zeitgleich mit den Unruhen in Frankreich erschienen, sehr selten allerdings, die ersten Modezeitschriften.

Diese erste zaghafte Demokratisierung im Modebereich seit der französischen Revolution setzte sich mit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert fort. Kleidung konnte nun kostengünstiger und in größeren Mengen hergestellt werden. Immer häufiger konnte auch zwischen normaler Alltagskleidung und spezieller Ausgehkleidung oder Sonntagskleidung unterschieden werden.

Der endgültige Demokratisierungsprozess ist meiner Meinung nach erst nach dem 2. Weltkrieg eingetreten und hat unter anderem mit dem Namen Neckermann zu tun. Anfang der 50er Jahre erschien zum ersten Mal der berühmte Versandhauskatalog der Firma Neckermann in Frankfurt. Im Neckermann-Katalog konnte man zeitsparend für seine jeweilige Größe alle Sorten Kleidung bestellen. Dies war in dieser Form bislang unbekannt. Neckermann war bald in den meisten größeren Städten der damaligen Bundesrepublik mit Verkaufsstellen oder Kaufhäusern vertreten, in welchen nach Katalogstudium eingekauft werden konnte. Neckermann bot nicht nur Kleidung an, sondern alle möglichen Dinge des täglichen Bedarfs wie Uhren, Bürobedarf, alle Arten von Spielwaren wie Blechspielzeug, Tabakwaren, Teppiche, Christbaumschmuck für Weihnachten, Porzellan, alle Arten von Glas, Kaffeemühlen, Schuhe, aber auch Kaffee, Spirituosen und Delikatessen, die bis dato im Nachkriegsdeutschland unbekannt waren. Auch auf dem Gebiet der Kleidermode war Neckermann mitbestimmend. In seinem Katalog bot er unterschiedlichste Kleidung an, für Männer, Kinder, aber vorwiegend für Frauen. So war Kleidung für Sommer, Herbst und Winter im Angebot, jeweils „modisch-aktuell“ (Werbeslogan von Neckermann), das Angebot variierte von Mänteln, „modelligen Mänteln“, sportlichen Jacken bis zu Hemden, Strickwaren, Strümpfen, Bademäntel, Turnkleidung oder damenhaften Kleidern, welche besonders hoch im Kurs standen und als „apart und jugendlich“ angeboten wurden. Die Namensgebung für Kleider im alten Neckermann-Katalog bediente sich übrigens aus dem Fundus der damals aktuellen Kinowelt, der Leinwandstars oder auch internationaler Frauennamen, welche die Nachkriegssehnsucht nach der Ferne verdeutlichte.  Kleidernamen aus der Welt des Films waren Marlene, Lollo, Deborah, Romy oder Senta; die Sehnsucht nach fremden Ländern verdeutlichten dagegen Natascha, Carmina, Juanita, Cherie, Marietta, Sintra, Gonda, Florina, Amiga, Elektra oder Xenia. Viele solcher Namen fanden sich anschließend auch in den Namenslisten der Neugeborenen wieder. Für Männerkleidung gab es dagegen keine Namensbezeichnungen.

Mode als Zeugnis der Kulturgeschichte

Der Demokratisierungsprozess im Modebereich der Nachkriegszeit leitete dann zur Popkultur der 60er Jahre über. Wir werden uns gerne noch an Miniröcke oder Plastikkleider erinnern. Letztere erleben heute eine erneute Renaissance. Modezeitschriften, welche im 20. Jahrhundert ebenfalls zum angesprochenen Demokratisierungsprozess beigetragen haben, gibt es heute in großer Fülle. Daneben versuchen Modeschauen, den Mainstream zu beeinflussen. Aber wie das bei Modemachern so ist, es dauert, bis Mode beim einfachen Volk ankommt. Haushaltsschürzen, alte Schürzen, Mode der 50er und 60er Jahre

Bild rechts zeigt Haushaltsschürzen Ende der 50er Jahre

Manchmal kommt sie nie an und es entwickeln sich ganz andere Dynamiken.  Daran zeigt sich sehr, dass Mode nicht einfach vorgesetzt werden kann, sondern sie sich eher aus dem jeweiligen Zeitgeist heraus entwickelt. Insofern sind Mode allgemein sowie Kataloge und Modezeitschriften immer ein Zeugnis der jeweiligen Kulturgeschichte und Alltagsgeschichte und allein aus diesem Grunde spannend und sammelnswert. Das Studium einer alten Modezeitschrift oder eines alten Versandhauskatalogs wird einem oftmals, ähnlich wie bei alter Werbung oder Reklame, mehr über die betroffene Epoche erzählen können als vielseitige Bücher. Das „Lesen“ solcher alten Bilder will allerdings auch erst gelernt sein!

Von Haute Couture über Prêt-à-porter bis zur Konfektion

Wenn man Mode spricht oder schreibt, fallen immer wieder Begriffe wie „Haute Couture“, „Alta Moda“ oder „Prêt-à-porter“. Die Geschichte der Haute Couture beginnt bereits im Jahre 1858, als Charles F. Worth in Paris handgearbeitete hochwertige Maßkleidung nach seinen eigenen Ideen anfertigte. Die Haute Couture wurde in Frankreich zum geschützten Begriff; das zehn Jahre später gegründete Komitee „Chambre Syndicale de la Haute Couture“ bestimmte seitdem die Haute Couture. Auch Coco Chanel, deren Stücke bereits seit Jahrzehnten modische Highlights sind, war Mitglied in diesem Verband und ist nach wie vor eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Haute Couture. Sie ist weltberühmt geworden für ihr „Kleines Schwarzes“, das bekannte Chanel-Kostüm aus Tweedstoff. Dieses Kostüm und die gesteppte Chanel-Ledertasche sind nach wie vor begehrte Stücke. Ebenso führte sie den Garçonne Stil ein, der sich an Elementen aus der Herrenmode bediente und diese in die damalige Frauenmode integrierte. Die zeitlose, klassische Eleganz der Mode von Chanel macht das Label nach wie vor zu etwas ganz Besonderem. So ist es nicht verwunderlich, dass es viele Sammler gibt, die bevorzugt Kleidung und Accessoires von Chanel sammeln. Die Designerstücke sind entsprechend hochpreisig, doch gibt es Second-Hand Online-Shops, die Kleidung von Chanel und anderen großen Marken zu erschwinglicheren Preisen anbieten. Auf www.rebelle.com findet man eine große Auswahl an gebrauchter Designerkleidung. Jedes einzelne Kleidungsstück wird vor der Aufnahme in den Bestand auf seine Echtheit überprüft. So kann jeder sein eigenes Stück Haute Couture und Modegeschichte im Kleiderschrank haben, wenn er möchte.

Die Haute Couture war bis in die 50er Jahre lediglich für die Laufstege vorbehalten und sie war und ist immer maßangefertigt. Ihr großer Nestor nach dem Krieg war Christian Dior. Der Normanne schuf mit dem „New Look“ eine wegweisende Moderichtung und war hauptverantwortlich dafür, dass Paris die Hauptstadt der Mode blieb. Einer Revolution gleich kam nach dem zweiten Weltkrieg die Intention, der Haute Couture ihr elitäres Mäntelchen zu rauben, sie zu konfektionieren. Beteiligt waren hieran auch die großen Vertreter der Haute Couture. Anzuführen ist vor allem ein Schüler von Dior namens Pierre Cardin oder auch Yves Saint Laurent. Pierre Cardin war überhaupt der erste Vertreter aus der Riege der Haute Couture, der richtungsweisend deren elitäre und hochwertige Kleidung konfektionierte, sie also in verschiedenen Größen produzieren ließ, und zwar industriell! Die so gefertigte Kleidung war nun direkt fertig zum Anziehen. In den Modestädten Paris und London bezeichnete man dies als „Prêt-à-porter“ beziehungsweise „Ready-to-wear“. Dem genialen Yves Saint Laurent blieb es vorbehalten, diese industriell gefertigte, aber hochwertige Konfektionsware auf den Laufstegen der Modewelt einzuführen und zu einer festen Einrichtung zu machen. Die Etablierung von Konfektionsware, von „Prêt-à-porter“, auf den Laufstegen, also im internationalen Modebusiness, war geradezu revolutionär. „Prêt-à-porter“ als Luxusmode gab nun neben der Haute Couture den Trendsetter für die Massenkonfektion! Die Etablierung beschleunigte den oben angeführten Prozess der Demokratisierung von Mode und ließ diese endgültig in der Gesellschaft, beim gemeinen Volk, ankommen.

Pflege alter Kleidung

Wer alte Kleidungsstücke sammelt, sollte sehr wohl wissen, dass es sich bei Kleidungstücken um äußerst empfindliche Gegenstände handelt. Wenn man alte Stücke in einen Schrank hängt, sollten sie nicht zu dicht beieinander hängen. Am besten ist es, Sammlerkleidung liegend aufzubewahren. Als Zwischenlagen werden von Sammlern oftmals säurefreie Papiere oder säurefreie Seiden empfohlen. Desweiteren ist die Kleidung mit entsprechenden Mitteln gegen Mottenbefall zu schützen. Zum Schluss noch zwei wichtige Ratschläge: Alte Kleidung sollte unbedingt dunkel aufbewahrt werden und sollte nach Erwerb auch nicht mehr gewaschen werden!

6 responses about “Mode”

  1. Nina Hinterholzinger said:
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    Besteht vielleicht Interesse an zwei wundervollen Skizzenbüchern mit ca. 70 handgezeichneten original Modeentwürfen aus den 50er Jahren. Angefertigt wurden sie von der 1980 verstorbenen Münchener Künstlerin Isabell Schmidt.Bei interesse bitte E-Mail an: alex91166@web.de

  2. Arnd said:
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    Hallo, ich suche Damenanorkas aus Nylon, die in den 60er und 70er in die DDR importiert worden sind. Alles anbieten: joyakim@web.de. Viele Grüße Arnd

  3. Hans Bruno said:

    Hallo,
    was ich seit vielen Jahren überall feststelle:
    Da werden Puppen, Überraschungseier, Teppiche, Werbeplakate, Ansichtskarten, Kronkorken etc. etc. gesammelt. Aber kein Mensch, außer mir, scheint sich für Dokumente gewesener oder heute verbreiteter Bekleidungsmoden und z. B. damit zu verbindende Personen zu interessieren! – Als ob das die Leute nichts anginge. Aber wahrscheinlich besteht vor diesen Sammlerdokumenten eine heilige Scheu. Was meint ihr dazu? Meine Meinung: Aufklärung und dann Abklärung der Menschen wäre hier nötig.
    Mit freundlichen Grüßen
    Hans Bruno

  4. Hans Bruno said:

    Hallo,
    Nachtrag, damit Ihr mich nicht missversteht: Ich habe keine Kleiderschränke voll neuer und alter Mode. Ich muß mich auch mit Bilddokumenten „begnügen“. Die sind sogar viel sehenswerter.
    Mit freundlichen Grüßen
    Hans Bruno

  5. Hans Bruno said:

    Hallo,
    manche Mode (Kleidermode etc.) wird überall um uns herum getragen bzw.(noch interessanter) wurde dies. Wer an dem Anblick dieser Mode interessiert ist braucht sich nicht nur auf Modezeitschriften und Kataloge zu beschränken. Es gibt fast unendlich mehr Möglichkeiten. Ich suche ebenso denkende Sammler.
    Danke.
    Mit freundlichen Grüßen
    Hans Bruno

  6. Jürgen Dietel said:
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    Die schönen dick angerauhten DDR-Trainingsanzüge aus den 1950er Jahren sind leider vollkommen in Vergessenheit geraten.Ich bin 1950 geboren,und habe diese tollen dicken warmen Trainingsanzüge noch kennengelernt.Die Anzüge,die man heute zu kaufen bekommt,sind einfach Mist,fassen sich ekelig an und sind nicht mehr tragbar.
    Mit freundlichen Grüßen Jürgen Dietel

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