Stempel

Stempel

Der kulturelle Beginn der Stempel und Siegelstempel in Mesopotamien

Die Geschichte des Stempels ist sehr alt und eng mit der Kultur des Menschen verbunden. So kannten die alten Sumerer in Mesopotamien bereits vor über fünftausend Jahre sogenannte Siegelzylinder aus Stein. Diese Siegelzylinder, die man auch als früheste Stempel bezeichnen kann, waren graviert und ließen sich auf weicherem Ton abrollen. Sie werden daher auch als Rollzylinder bezeichnet. Rollzylinder kannten natürlich auch die nachfolgenden Assyrer und Babylonier in Mesopotamien. Die frühe Hochkultur Mesopotamien erstreckte sich vorwiegend im heutigen Irak von Basra am Persischen Golf über Ur, Uruk, Babylon, Bagdad, Assur, Mossul im Bereich der südlichen Türkei bis nahezu ans Mittelmeer im Bereich des heutigen Syrien mit den bekannten Kulturorten Palmyra und Aleppo.

Das Sammelgebiet Stempel war noch in den 70er Jahren wenig beachtet. Heute genießen alte Stempel, Stempelabdrücke, Petschaften, Siegel als auch Siegelmarken hohes Interesse nicht nur bei Sammlern und Liebhabern; das Gebiet der Sphragistik, wie die Siegelkunde auch bezeichnet wird, gibt doch einen tiefen Einblick in das Verwaltungswesen der antiken Gesellschaften und somit auch in das Alltagsleben dieser frühen Zeit.
Begriffsdeutung: Ich möchte an dieser Stelle die Erklärung einiger Begriffe aus dem Bereich der Stempel, die ja auch zu den Schreibgeräten gezählt werden, einflechten. Ein Petschaft, ein Siegelstempel, besteht aus dem Griff, dem Siegelstiel, der auch als Handhabe bezeichnet wird sowie der Siegelfläche. Ein heute verständlicherer Begriff wäre die Stempelfläche. Der Begriff Siegel leitet sich dabei aus dem lateinischen „sigillum“ ab. Dies bedeutet Bildchen und beschreibt damit so ziemlich genau das ausgehärtete Siegelmaterial, Wachs oder Siegellack, in welchem der Abdruck des Petschafts das Siegelmotiv, das Bild, hinterlassen hat. Der Ausdruck Petschaft kommt aus dem tschechischen „pecet“ und bedeutet gleichfalls nichts anderes als „Siegel“. Die Siegelstiele des Petschafts bestanden in der Regel aus Metallen wie Bronze oder Messing. Der uns allen eher bekannte Stempel mit Holzstiel kam wohl erst im 16. Jahrhundert auf.

Siegelstempel der Römer und Griechen und die Stempel des Mittelalters

Bei spätestens Römern und Griechen der Antike bereicherten aus Stein gearbeitete Stempel in der Form von Petschaften das damals schon ausgeprägte Verwaltungswesen. Auf der Stempelfläche war das jeweilige Siegelmotiv negativ herausmodelliert. Bei den Römern waren allerdings auch Siegelringe sehr beliebt. Die dazugehörige Gemme barg das Siegelbild, so dass der Siegelring einmal Siegelstempel, andererseits aber auch wertvollen Schmuck verkörperte. Es wird hiermit schon deutlich, dass es sich zumeist um Bürger des öffentlichen Interesses mit entsprechenden Funktionen handelte, welche sich solche Siegelringe leisten konnten.

Aber wie wurden die Stempel in der Antike und im frühen Mittelalter verwendet? Die Motive der Siegelbilder zeigen vorwiegend Symbole und Darstellungen weltlicher und kirchlicher Einflussbereiche, also jene Bereiche, die damals die Macht repräsentierten. Und im Rahmen dieser macht- und Verwaltungsfunktionen wurden sie genutzt, – Willenserklärungen zu Gesetzen, Erlassen und Ähnlichem kundzutun, aber auch, wenn in weichem Wachs zum Beispiel Briefe mit einem Petschaft versiegelt wurden. Als Wachs wurde zumeist Bienenwachs verwendet, welchem Zusätze wie beispielsweise Kalk, Gips oder Rindertalg enthielten, die ein aushärten des Siegels ermöglichten. Die Wachse wurden später im Hochmittelalter mit natürlichen Stoffen gefärbt. Die Petschafte, also die Siegelstempel, bestanden im frühen Mittelalter zunehmend aus Bronze und Messing, was den Stempeldruck auch auf härteren Materialien ermöglichte. Kaum ein Herrscher, kaum ein Fürst, kaum ein hoher Adliger oder kirchlicher Würdenträger, der keinen eigenen Stempel oder Siegelring besaß. Dabei variierten Größe und Material der Siegel durchaus mit dem Stand des Trägers. Auch die Farbe trug zur Differenzierung des Standes bei. So blieben die goldene Bullen, wie metallene Siegel bezeichnet wurden, zunächst nur dem Kaiser vorbehalten. Wachssiegel wurden zunächst auf die Papiere aufgebracht, in späterer Zeit mit Schnüren befestigt. Ähnlich wurde auch mit den metallenen Siegeln, den Bullen, verfahren.

Im 16. Jahrhundert kam dann der auch heute noch verwendete Siegellack auf. Ich selbst habe erst im vergangenen Jahr einen Wertbrief mit rotem Siegellack versiegeln müssen. Siegellack besteht überwiegend aus Schellack und angereicherten Naturstoffen. Das Siegelmaterial bestand also einerseits aus Wachsklumpen, in die das Petschaft hineingedrückt wurde, aus Metall, in welches gleichfalls das Petschaft ein Bild hinterlassen musste, und das darum auch nicht aus massivem Metall bestand, sondern aus Metallplättchen, welche mit Wachs vermengt wurden. Bleisiegel, welche von Klöstern verwendet wurde, waren von Natur aus weich genug; sie kamen ohne Beimengungen aus. Siegel mit mehreren Ecken und Kanten, mal plattenähnlich, mal elliypsenähnlich, sind als Typare bekannt. Die Herstellung der metallenen Stempel (Petschaften) war den Petschierstechern vorbehalten. Ihr Beruf stand in enger Beziehung mit der Goldschmiedekunst.

Siegel und Stempel in der Neuzeit

Der Siegellack verdrängte mit seinem Aufkommen nach und nach den Wachs als Siegelmaterial. Stempel und Petschaften verbreiteten sich ab dem 18. Jahrhundert aus staatlichen und höfischen Bereichen mit Ausklingen des Rokoko auch im betuchten Bürgertum. Solche Stempel und Petschaften aus Biedermeier, Gründerzeit und Jugendstil sind bei Sammlern sehr begehrt. Insbesondere die industrielle Revolution Mitte des 19. Jahrhunderts erhöhte auch die Nachfrage nach Stempeln bei den vielen neuen Firmen und Betrieben jener Zeit. Besonders während der Gründerzeit entdeckten viele Manufakturen den weiten Bereich der Büroutensilien und produzierten in großen Mengen auch kunsthandwerklich ausgearbeitete Stempelgriffe oder Handhaben. Zudem wurde die Auswahl des Materials vielfältiger. Stempelgriffe waren nun auch gedrechselt, zisseliert, es gab sie aus Elfenbein, edlen Hölzern wie Mahagoni, aus Silber, Gold, Neusilber, Perlmutt, Eisen, Knochen und zuweilen auch aus Porzellan. Das insbesondere bei der Produktion von Puppen verwendete Zelluloid, das durch die Firma Schildkröt bekannt wurde sowie der vielseitig verwendbare Kunststoff Bakelit waren selbstverständlich auch in die Herstellung der Stempelgriffe einbezogen. Die Stempelfläche beziehungsweise Siegelfläche oder Stempelplatte war aus harten Materialien wie Metall oder Halbedelsteinen wie dem Karneol oder dem Bergkristall gefertigt. Die Stempel mit Handhabe und Siegelfläche konnten dabei aus einem Stück gefertigt sein, aber auch getrennt. Ganz modern war es bei Unternehmern oder Kaufleuten, grifflose Petschaften an der Uhrkette zu tragen. Man war so jederzeit zu einer persönlichen Beurkundung bereit.

Die industrielle Revolution brachte aber auch im Bereich der Anwendung von Stempeln eine radikale Veränderung. Es hat wohl mit sich immer mehr verbreitenden Massenproduktion zu tun, dass das doch langwierige Versiegeln mit Wachsen oder Lacken durch das einfache Abstempeln mittels eines Gummistempels abgelöst wurde. Die Herstellung von Gummistempeln war mit der Erfindung des Gummis aus Kautschuk und Schwefel durch Charles Goodyear möglich. Der Bedeutungsverlust des Siegelns wurde durch das Aufkommen selbstklebender Briefumschläge weiter gestärkt. Überhaupt konnte mit den frühen Stempeln oder Petschaften ähnlich wie mit dem Gummistempel gestempelt werden. Erste solche Stempelabdrücke kennt man bereits aus dem 15. und 16. Jahrhundert, und hier vor allem aus dem Postwesen. Da es zu jener Zeit noch keine Stempelkissen wie heute gab, wurden ersatzweise andere Materialien wie zum Beispiel Tinte verwendet. Das venezianische oder auch das englische Postwesen ist sehr viel älter als das deutsche, welches den Poststempel erst um 1840 einführte. Ich denke, das vor allem damit zu tun, dass in Italien oder England bereits Handel mit anderen Ländern oder Städten geführt wurde, währen sich im Bereich des heutigen Deutschlands noch über 280 Kleinstaaten gegenseitig bekriegten. Stempelabdrücke aus dem 17. Jahrhundert kennt man jedoch auch schon aus einigen deutschen Kleinstaaten. So wurde an der Jahrhundertwende zum 18. Jahrhundert mancherorts die Besteuerung von Spielkarten erhoben. Bekannt sind die unterschiedlichen Steuerstempel auf alten Spielkarten; diese Stempel helfen zuweilen, das Alter von Spielkarten zu bestimmen.

Auch war es zwischen etwa 1870 und dem Ende ersten Weltkrieges 1918 durchaus ebenfalls üblich, neben dem Gummistempel sogenannte Siegelmarken aus Papier als Stempelersatz heranzuziehen. Sie waren bunt, rund und ahmten die Form der Siegel nach. Sie waren genau wie Briefmarken mit einer klebenden Gummierung behaftet; umlaufend war der Name oder die Bezeichnung der benutzenden Firma oder behördlichen Stelle eingestanzt. Siegelmarken waren zu jener Zeit als Sammelgebiet so beliebt wie BriefmarkenStempel in einem Verwaltungsbüro

Moderne Stempel

Trotz einer angeblichen Entwicklung zum papierlosen Büro prägt der klassische Holzstempel aus glatten, glänzenden Buchenholz entweder in runder oder eckiger Form auch den modernen Schreibtisch. Auf der Gummiplatte findet man das gewünschte Stempelbild. Neben diesem klassischen Stempel kann man heute wählen zwischen automatischem und elektronischem Stempel, Kugelschreiber-Stempel, Stempel-Automaten, selbstfärbendem Stempel, Datumsstempel, Adressstempel, Motivstempel, mobilen Stempeln, um nur eine kleine Auswahl der Möglichkeiten aufzuzeigen. Stempel werden in vielfältigster Weise genutzt, so zur Entwertung, zur Markierung, im Kreativ- und Geschenkbereich, – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt! Firmenstempel mit eigenem kreativen Logo tragen durch ihre Verbreitung auf Umschlägen, Briefen und sonstigen Mitteilungen zudem zum Wiedererkennungswert der Firma bei. Hochwertige personifizierte individuelle Stempel für Firma, Büro oder privat kann man ganz einfach über www.stempelservice.de bestellen.

Literatur

  • Erich Kittel: „Siegel“, Braunschweig 1970
  • Anton Moortgat: „Vorderasiatische Rollsiegel“, Berlin, Mann 1940
  • Hanns Haueter: „Der Stempel von der Urzeit bis zur Gegenwart“, Basel, Helbing & Lichtenhahn 1954
  • Karlheinz Blaschke: „Siegel und Wappen in Sachsen“, Leipzig, Köhler & Amelang, 1960

 

1 response about “Stempel”

  1. Kerp,Christa said:
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    Ich habe einen Stempel der BAT-Cigarettenfabiken
    Bahrenfeld aus den 50iger Jahren. Hat jemand Interesse?

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