Schmuck, Jugendstil

Jugendstilschmuck

Florale Motive

Die Hinwendung zum Figürlichen, zum Floralen und Kleinteiligen, deren Geburtsstein beim Schmuck genau genommen schon während des Auslaufens der höfischen Epoche im Rokoko gelegt wurde, und deren Aufkommen durch den Protz des Historismus am Ende der Gründerzeit, der erst durch die Reparationszahlungen Frankreichs möglich wurde, einige Jahre überdeckt wurde, kam im Jugendstil dann voll zur Entfaltung. Die floralen Motive entstammten der Flora und Fauna des 19. Jahrhunderts bereichert um ostasiatische und japanische Einflüsse.

Materialien des Jugendstilschmucks

Die Gründerjahre hatten eine reiche obere Gesellschaftsschicht hervorgebracht. Diese wurde zur Klientel eines Modeschmuckes, der die floralen und faunistischen Motive immer phantasievoller umsetzte und mit gegenüber der höfischen Zeit völlig neuen Stoffen und Materialien arbeitete. Dies waren Messing, Email, Schildpatt, Horn, Elfenbein, alle möglichen Halbedelsteine und natürlich Gold, Perlen und Diamanten. Die Favoriten bei den Schmucksteinen waren der vielfältig schimmernde und geheim schimmernde Opal, der rötlich-streifige Achat, der grünliche Chrysopras oder der bläulich-weißlich schimmernde Mondstein. Goldvorkommen gab es in Südafrika und anderswo; in Südafrika wurden zusätzlich im Jahre 1870 neue Diamantenfelder in Kimberley entdeckt. Es waren die größten Vorkommen weltweit. Bis heute wird die Geschichte kolportiert, die dortigen Kinder hätten jahrelang mit den Diamanten Murmeln gespielt, so häufig war deren Vorkommen. Alte Grafiken zeigen, dass sich die Felder über Kilometer hinweg zogen. Die Diamanten waren so häufig, dass man zeitweilig den Abbau drosseln musste, um den Diamantenpreis hoch zu halten.

Franzosen als Vorreiter

Vorreiter waren die französischen Künstler, welche übrigens, um den fernöstlichen Einfluss zu perfektionieren, auch japanische Handwerker und Künstler in Anstellung hatten. Ganz charakteristisch für den Jugendstilschmuck war die Verwendung von email, – und bei email war es die plique-à-jour-Technik. Hierbei wurde der Teil des Schmuckstücks, den man zu emaillieren gedachte, mit Hilfe schmaler Stege und Verbindungen aus Metall vorgeformt, zum Beispiel die Flügel einer Libelle. Dieses Motiv wurde dann von hinten mit einer Folie versehen. Von vorne wurden anschließend die Zwischenräume der Stege mit flüssiger durchscheinender Emaille vergossen. Nach Erkalten der Emaille konnte die Folie entfernt werden. Die Technik wurde perfektioniert von dem französischen Art Nouveau-Künstler René Lalique. Neben Lalique traten in Frankreich Lucien Gaillard, Georges Fouquet, der übrigens auch mit dem deutschen Jugendstil-Künstler Alfons Maria Mucha zusammenarbeitete, Léopold Gautrait, die Vevers-Brüder mit ihrem Entwerfer Eugène Grasset oder Eugène Feuillâtre auf. Die Schmuckstücke waren Broschen, Anstecker, Anhänger, Ohrhänger, Gürtelschließen, Ringe, Armreife, Halsschmuck oder die sehr beliebten Steckkämme. Mal wurden Gold, Diamanten, Rubine und Email kombiniert, mal Gold, Email und Perlen, mal Horn, Silber und Halbedelsteine.

Internationale Künstler

In Deutschland tat sich auf dem Gebiet des Jugendstilschmucks Wilhelm Lucas von Cranach mit seinen Arbeiten unter Verwendung von Schildpatt, welches von der damaligen deutschen Südsee-Kolonie Palau-Inseln stammte, hervor. In Belgien war Philippe Wolfers bekannt und in Barcelona war es der überragende Schmuckkünstler Lluis Masriera. Die meisten der genannten Künstler haben große Teile ihrer Arbeiten signiert. Zu den Preisen darf gesagt werden, dass signierte Schmuckstücke durchaus im fünfstelligen Eurobereich gehandelt werden.

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