Büro und Schreiben

Alte Bürogegenstände und Schreibutensilien sammeln

Steigendes Interesse an Büromaterialien

Wenn mir der Begriff Büro oder Büroausstattung einfällt, erinnere ich mich mit etwas Wehmut an das hinter dem Verkaufsladen gelegene Büro des Handwerksbetriebes meines Großvaters. Als kleiner Junge hielt ich mich in den 60er Jahren oft dort auf und hatte auch mein eigenes Wareneingangs- und Rechnungsbuch, in welche ich Hilfstätigkeiten im Haushalt, welche mir mein Großvater auftrug, eintrug und in DM bezifferte. Nachdem ich 50 Pfennig oder eine D-Mark für eine kleine Tätigkeit bekommen hatte, nahm ich den Stempel „Bezahlt“ und versah damit meine kleine Rechnung an den Großvater. Solche Bürogegenstände wie die verschiedenen Stempel fand ich schon von kleinauf faszinierend. Interessant an der damaligen Korrespondenz waren gerade die runden Stempel auf den Briefumschlägen, ab und an auch als „Siegel“ unter Briefen. Derartige Rundstempel gibt es heute noch und brachten damals und sicherlich heute auch die schönsten Botschaften auf den Weg. Man kennt solche Stempel ja auch auf Erst-Tags-Briefmarken. Einige besonders schöne Accessoires habe ich mir nach der Modernisierung des Büros Anfang der 70er Jahre aufbewahren können. So fanden zum Beispiel die Drehkalender, welche entweder von Zulieferfirmen oder auch von der Sparkasse oder der Volksbank zumeist vor Weihnachten als Werbegeschenk geliefert wurden, mein besonderes Interesse.

Die etwas ältere Möblierung des Büros strahlte eine besondere Behaglichkeit aus, welche ich in meinem heutigen modernen und hell ausgeleuchteten Büro vermisse. Es waren vielfach die Kleinigkeiten, welche mich neugierig machten und oft in den Schubläden des alten Schreibtisches kramen ließen. Gerade im und auf dem Schreibtisch befanden sich die Gegenstände, die auch heute noch, – oder schon wieder? – das Herz eines Sammlers von guten alten Dingen höher schlagen ließen. Da stand dieses kleine HB-Männchen aus Plastik, versehen mit einem Kugelschreiber, wie ich es aus der Lotto-Annahmestelle kannte oder das Kugelschreiber-Set bestehend aus vier länglichen Kugelschreibern in den Farben blau, rot, grün und schwarz. Der alte Hefter von Leitz, der Locher, der Tacker der Firma Soennecken, die etwas umständliche Rechenmaschine, eine alte Olivetti Schreibmaschine, der Bleistiftspitzer aus Bakelit neben dem schwarzen Telefon, ebenfalls aus Bakelit, dem berühmten W 48 mit seiner unnachahmlichen Klingel, deren Töne wir aus jedem alten schwarz-weiß Kriminalfilm dieser Zeit kennen. An der Wand hing noch die Reklame aus Pappe von Pelikan sowie das Thermometer von Sinalco Cola, überzogen mit Imoglas. Viele Gegenstände der Firmen Leitz oder auch Soennecken sind mir noch direkt vorm Auge. Dass sie heute sehr gesucht sind, habe ich mir damals natürlich nicht denken können. Haben sie damals nur ein paar D-Mark gekostet oder waren sogar kostenlose Werbegeschenke, so erreichen sie heute bei Sammlern hohe Preise. Man findet sie in speziellen Läden, die Antiquitäten anbieten oder auf Sammlermessen. Mittlerweile haben sich im Internet zahlreiche Tauschbörsen etabliert, auf denen Sammler Seltenes anbieten, tauschen und kaufen können. So sind mit dem World Wide Web die Möglichkeiten gestiegen, an begehrte Sammlerobjekte zu gelangen.

Eine kleine Geschichte des Büros

In unserem Büro wurde also gerechnet, geschrieben, registriert und geordnet. Genau so kann man auch die Funktionen eines Büros beschreiben, Dies gilt natürlich auch noch für die heutigen modernen Büros, auch wenn sich die Gebrauchsgegenstände radikal verändert haben. Der Computer hat schon seit Ende der 80er Jahre die Schreibmaschine ersetzt; er hat auch die Rechenmaschine abgeschafft oder das Kohlepapier für die Vervielfältigungen, die sogenannten „Durchschläge“.  Der Computer macht eigentlich auch die Ablagefächer oder Büroordner überflüssig. Trotzdem hat, – bei aller Neuerung -, der Übergang zum viel gepriesenen papierlosen Büro noch nicht stattgefunden! Und dies wird, so denke ich, auch nicht geschehen! Zu groß ist die Angst vor dem Absturz des Computers sowie des elektronischen Datenverlustes. Es ist paradox, – und jeder Leser wird dies kennen, – die wichtigsten Dateien auf dem Computer drucken wir immer noch als Papierkopie aus und führen sie doppelt in Aktenordnern. Noch immer sind die Aktenschränke in den Firmen gut gefüllt und die Mitarbeiter greifen gerne eher zu einem Ordner um Rechnungen, Zahlungsvorgänge oder auch Korrespondenz und Briefe einzusehen, anstatt zum PC. Parallel können diese Vorgänge zwar mit wenigen Klicks im Computer eingesehen werden, aber körperliche Belege lassen sich (auch mit handschriftlichen Vermerken) einfach besser händeln. Mittlerweile befinden sich allerdings nicht mehr nur Aktenordner in den Schränken, sondern auch elektronische Datenträger für Sicherungskopien der digitalen Daten. Man sollte auch meinen dass, bedingt durch die Modernisierung und Mechanisierung, die Anzahl der Büroangestellten gegenüber denen, die zum Beispiel die Ware, das Produkt herstellen oder im Verkaufsbereich tätig sind, allmählich geringer geworden wäre. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein! Die Zahl der Angestellten in Büro und Verwaltung scheint gegenüber den anderen Beschäftigten stetig zuzunehmen. Aus der Literatur, ich erwähne an dieser Stelle stellvertretend Hans Peter Treichler, welcher als ausgesprochen genauer Kulturbeobachter gilt, wissen wir, dass um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert, nur einige wenige Büroangestellte einen Betrieb mit mehreren hundert Beschäftigten verwalten konnten. Das Verhältnis scheint sich heute, vergleiche ich die Situation in meinem heutigen Büro, fast umzudrehen. Auch aus der papierlosen Fantasie ist eine Realität erwachsen, welche so viel Papier verbraucht wie nie zuvor in der Geschichte des Büros. So jedenfalls mein Eindruck.




Vom Kontor zum Büro

Das Büro hat seine Genese schon im frühen Mittelalter, als insbesondere während der Zeit der Renaissance der Handel in Europa aufblühte. Die Entdeckung der Schifffahrtswege ermöglichte auch den Handel mit fernen Kontinenten. Auch dieser Handel wurde buchhalterisch abgerechnet! Die Händler der damaligen Zeit besaßen natürlich schon Möbel, Tische, auf welchen sie mit Federkiel und und einer tintenartigen Flüssigkeit ihre Einnahmen und Ausgaben auf Papier brachten. Die Räumlichkeiten wurden bereits kurze Zeit später als Kontor bezeichnet. Ursprünglich bezeichnete dieser Begriff eine Niederlassung von Handelsleuten, vornehmlich in Hafenstädten, welche an die Schifffahrtswege angebunden waren. In Deutschland sind dies die ehemaligen Hansestädte. Hier gab es Handelskontore für Tee, für Kaffee oder Gewürze. Die Bezeichnungen existieren bis in unsere heutigen Tage, man braucht nur in den Telefonbüchern etwa von Bremen oder Hamburg nachzuschauen.Büroraum mit Ausstattung der 50er Jahre

Die sprichwörtliche preussische Ordnung zog Ende des 19. Jahrhunderts in die nun Büros, abgeleitet vom französischen Bureau, in die Räumlichkeiten ein. Der durchorganisierte preussische Staat war ja geradezu Vorbild für das Erlassen von Gesetzen, für Ordnung, Einteilung, Planung, Überprüfung, – heute würde man neudeutsch von Monitoring sprechen. Die erforderlichen Hilfsmittel für das Schreiben, Sortieren, Registrieren war für jene Zeit, in welcher die Industrialisierung immer mehr fortschritt, kein großes Problem. Typisches Beispiel eines 50er Jahre BürosWie auch in anderen Bereichen entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts viele Betriebe, welche sich der Produktion von Gegenständen des Bürowesens widmeten. Bekannt für die Produktion typischer Hilfsmittel wie Locher, Hefter, Ordner ist die Firma Leitz, welche im Jahre 1871 gegründet wurde.

Übrigens waren die Büros der damaligen Zeit, noch zur Jahrhundertwende, ein reiner Hort der Männlichkeit. Frauenrechte waren in jener Zeit noch unbekannt, und erst der Einzug der Schreibmaschine zu Zeiten der Jahrhundertwende ermöglichte den Frauen erste niedrigrangige Hilfsarbeiten, immer aber abhängig von der Zustimmung der Männer oder auch Ehepartner.  Die höherrangigen Tätigkeiten wie die Registratur, die Verarbeitung von Informationen allgemein, wurde ausschließlich von Männern ausgeübt. Ist es heute nicht vielfach noch ähnlich? Wir wollen an dieser Stelle allerdings nicht politisieren, sondern uns auf den folgenden Seiten mit den verschiedenen Sammelgebieten auf dem Gebiet des Bürowesens auseinandersetzen.

siehe auch die nachfolgenden Themen Füllfederhalter, Feder, Tinte

2 responses about “Büro und Schreiben”

  1. Merker said:
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    Hallo,

    weiß jemand in welcher Zeit Briefwaagern mit Scheerenmechanik hergestellt wurden. Z.B. Maul

    Gruß

    Merker

  2. Carsten Kühn said:
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    Interessante Seite zum Thema Büromaterialien. Es ist wirklich erstaunlich, was in den vergangenen 30 Jahren gekommen und wieder gegangen ist. Wer beispielsweise kennt noch einen Diskettenlocher? Wenn überhaupt, dann ist der Diskettenlocher heute nur noch im Museum oder bei Sammler zu finden, … und dabei ist dieser Locher noch gar nicht mal so alt. Ich selber habe ihn noch in den Jahren 2001 bis 2004 in Gebrauch gehabt. Auf meiner Seite diskland.de/diskettenlocher.htm habe ich neben einer Beschreibung auch ein Bild veröffentlicht.

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