Schmuck, Modeschmuck

Schmuck und Modeschmuck

Überlegungen zu den Begriffen Schmuck und Modeschmuck

Eigentlich ist jeder Schmuck auch Modeschmuck. Denn die Ausgestaltung eines Schmuckstückes hat auch immer mit dem Zeitgeist zu tun, der sich in dem jeweiligen Stück Schmuck widerspiegelt. Insofern machte das Wortteil Mode Sinn. Ich habe für mich die Unterscheidung gefunden, unter Modeschmuck jenen Schmuck zu verstehen, der als Materialien vorwiegend Kunststoffe und andere billigere, „wertlosere“ Materialien einsetzt. Diese können auch mit Metallen und anderen Materialien wie Ton, Muscheln, aber auch Halbedelsteinen, welche auch im Bereich des „echten“ Schmuckes Verwendung finden, kombiniert werden. Hin und wieder sind auch Silberanteile oder Blattgoldüberzug anzutreffen.
Vom Modeschmuck unterscheide ich den klassischen Schmuck und Designerschmuck, welcher vorwiegend aus den Edelmetallen Gold, Silber, Bronze oder Platin oder auch echten Perlen besteht. Aber ich denke, jeder kann sich hier eine eigene Definition zurechtlegen; eine offizielle kenne ich nicht. Vielfach findet auch eine Durchmischung mit weniger wertvollen und teuren seltenen Materialien statt, so dass die Übergänge zwischen echtem Schmuck und Modeschmuck fließend sind.
Lange Zeit galt reiner Modeschmuck als Billigimitation oder gar unechter Schmuck. Letzteren bezeichnet man auch gern als Talmi. Allerdings ist die Zeit lange vorbei, da man zum Beispiel beim Gang über den Flohmarkt naserümpfend Modeschmuck aus Kunststoff betrachtete. Er ist für mich persönlich schon lange hoffähig geworden, und nicht erst seit der orangenen Plastikrevolution der 70er Jahre.

Die Geschichte des Schmucks reicht lange zurück

Der Begriff Modeschmuck hat meiner Ansicht nach viel zu tun mit der Entwicklung der der Industrialisierung und damit der Möglichkeit der Massenanfertigung von billigen Ausgangsmaterialien einerseits und ganzen Modestücken andererseits. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Demokratisierung im Bereich des Schmuckwesens; Schmuckstücke wurden nun auch für das einfache Volk erschwinglich. Eine solche Unterscheidung von Schmuck und Modeschmuck gab es in früheren Zeiten nicht.
Schon die Menschen der Steinzeit nutzten bunte Steine, Elfenbein, Muscheln, Schneckengehäuse oder Knochen, um daraus Ketten herzustellen. Die ältesten Funde aus der Jungsteinzeit sind um die 80.000 Jahre alt. Und es sind bestimmt nicht die ältesten. Die alten Sumerer und Babylonier und Ägypter verwendeten für ihren Schmuck buntes Gestein wie Diorit oder verschiedenfarbige Kalksteine, Muscheln, Perlen und Perlmutt, Halbedelsteine oder Schmucksteine wie Lapislazuli, Türkis oder den beliebten Karneol, Gold, Silber, Bronze, Kupfer, Ton, Keramik, auch in Fayence-Technik und auch Elfenbein. Schmuck aus reinem Gold oder Gold mit wertvollen Edelsteinen sind seit der Antike bis ins hohe Mittelalter den Führern, den Pharaonen, den Fürsten, Königen, den Mächtigen vorbehalten. Da sind wir in der heutigen Zeit schon einen ganzen Schritt weiter: Wertvoller Schmuck, wie z. B. Gold- und Silberketten, Diamantohrringe oder hochwertige Eheringe aus Carbon werden mittlerweile auch von der breiten Bevölkerung geschätzt und stolz präsentiert.

Die Vielfalt der Kunststoffe

Mit der Entwicklung der Kunststoffe im 19. Jahrhundert kamen völlig neuartige Materialien hinzu.
Vornehmlich anführen möchte ich hier das Bakelit und Celluloid ab den 60ern sowie das Kunsthorn Galalith ab etwa 1890 sowie Acryl. Schon kurz nach der Erfindung von Celluloid und Bakelit in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde angesichts der fast gleichzeitig entstandenen Voraussetzungen für eine Massenfabrikation schon während der Gründerzeit versucht, aus diesen Werkstoffen Modeschmuck zu formen. Celluloid machte unter dem Kunstnamen „Cubana“ Karriere. Celluloid konnte zu allem möglichen verwendet werden, nicht nur zu Puppen und Modeschmuck, sondern auch als Einlegematerial und Ersatz für Schildpatt. Zusammen mit Eisen, Messing, Onyx, Jett konnten mit den neuen Kunststoffen und ihrer vielfältigen Verwendbarkeit untereinander völlig neue Märkte erschlossen werden. Bezüglich des Celluloids setzte dessen leichte Brennbarkeit allerdings eine Zäsur, welche letztendlich eine größere Verbreitung verhinderte. So wurden zum Beispiel Schildkrötpuppen ab den 50er Jahren nicht mehr aus Celluloid, sondern aus Tortulon hergestellt.

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