Ägyptika, Ägyptologie

Ägyptika, Ägyptologie

Altägyptische Kunst

Die altägyptische Kunst ist uns seit Schulzeiten von den Ausgrabungen im Tal der Könige bekannt. Sie macht einen großen und bekannten Teil der Kunst aus, die man als Ägyptika bezeichnet.
Die altägyptische Kunst ist wesentlich auf das Tal der Könige und Gizeh konzentriert und sollte nicht mit der reichhaltigen Jahrtausende alten Kunst und Kultur Mesopotamiens mit Sumerern, Assyrern und Babylon verwechselt werden. Der spektakulärste Fund befand sich wohl in der Grabkammer von Tutanchamun, die im Jahre 1922 vom englischen Archäologen Howard Carter geöffnet wurde. Durch die Öffnung der Gräber wurde nicht nur der beträchtliche Umfang an Schmuck- und Kultgegenständen der altägyptischen Eliten wie der Pharaonen, sondern auch ganz gewöhnliche Alltags- und Gebrauchsgegenstände bekannt. Ältägyptische Kunst hat uns wesentlich als Ausgrabungskunst erreicht und die Grabbeigaben von Tutanchamun bilden hier die absolute Spitze. Andere Pharaonen waren zwar weitaus bekannter, aber deren Grabkammern, welche weitaus mehr Grabbeigaben beherbergten, wurden mehrfach geplündert und die Gegenstände an gutzahlende Sammler verkauft.

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Die altägyptische Kunst der Gräber umfassten die verschiedenen Ausprägungen von Brustschmuck, die Pektorale, Kartuschen und Skarabäus-Kunst. Tutanchamun trug verschiedene Pektorale, die mit Gold, gefärbtem Glas, Edelsteinen oder Perlen aus Fayence verarbeitet waren. Der Schmuck symbolisierte entweder Unsterblichkeit oder Unendlichkeit, der Käfer Skarabäus wurde auch mit Zauberei in Verbindung gebracht. Die Kunstgegenstände der alten Ägypter dienten sowohl der Ehrung ihrer Götter als auch ihrem eigenen Schutz, waren insofern auch Talisman und Amulett. Viele Gegenstände waren an den Unterseiten mit Hieroglyphen versehen. Skarabäen galten auch als Glücksbringer. Und Amulette zu tragen, galt bei den alten Ägyptern als Gebot!
Die Kartusche ist dem Bereich der Ornamentik zuzuordnen. Sie umgibt wie ein Rahmen bestimmte Schriften, bei den alten Ägyptern Hieroglyphen, Bilder, Gemälde, Karten. Kartuschen gehörten auch noch Jahrhunderte später zum Stil von Renaissance bis Historismus.
Ein großer Teil der Ägyptika gehört der Nachbildung dieser antiken Grabbeigaben. Hilfreich waren hierbei auch in den Gräbern freigelegte Formen, welche ebenfalls als Grabbeigaben den Pharaonen auf ihre Reise mitgegeben wurden.

Ägyptika in der Zeit des Islam

Erst im Islam ab etwa 230 nach Christus lassen sich einheitliche Kunst- und Kulturrichtungen, die auch als islamisch erkennbar sind, feststellen. Sie sind allerdings von den vielen Einflüssen der alten Völker in dem großen islamischen Reich beeinflusst, von Arabern bis zu den byzanthinisch-koptischen Einflüssen des Christentums. Der aus Arabien kommende Islam nahm nach dem Tode Mohammeds im Jahre 632 an Fahrt auf. So wurde bereits 2 Jahre nach dem Tod Mohammeds das Gebiet des Irak, das große Teile Mesopotamiens umfasste, erobert. Der Irak wurde so das erste islamische Land außerhalb Arabiens.
Das islamische Reich erstreckte sich lange Jahrhunderte von Spanien über Nordafrika bis Indien im äußersten Osten. Kunst und Kultur in diesem Herrschaftsgebiet waren nicht nur von Ägyptern, sondern auch von Türken, Persern und Indern geprägt. Im frühen Ägypten als Teil dieses Kalifats mischten sich islamische, christlich-koptische und rein arabische Traditionen und Formen. Von den frühen künstlerischen Formen und Handwerkskunst dieses Herrschaftsgebietes ist immer noch wenig bekannt. Eigen war dieser „gesamtislamischen Kunst“ allerdings eine gewisse Symmetrik sowie flächige Verzierungen mit klaren vielfältigen Motiven.
Als eine erste Epoche der ägyptischen Kunst wird die Zeit der Herrschaft der sunnitischen Umayyaden oder auch Omayaden, die von 661 n. Chr. bis 749 n. Chr. die Kalifen in Damaskus und auch die Statthalter in den verschiedenen Bereichen ihres Herrschaftsgebietes wie z.B. Ägypten und Kairo stellten. Im Anschluss an die Umayyaden herrschten die Abbasiden bis ins Jahr 868. Sowohl unter den Umayyaden als auch unter den Abbasiden war das Kunsthandwerk im ägyptischen Raum von koptischen Traditionen, Dekoren und Formen geprägt.
Ein erster Schritt zu einer eigenständigen Kunst und Architektur setzte mit der Herrschaft der Tuluniden ein. Die Tuluniden sind benannt nach Ahmat Ibn Tulun, der sich als Statthalter in Ägypten vom abbasidischen Kalifat in Damaskus lossagte und zur Unabhängigkeit Ägyptens entscheidend beitrug. Das Ägypten unter den Tuluniden umfasste in etwa die heutigen Nordgebiete von Ägypten, Palästina mit Israel sowie einem östlichen Streifen entlang des Nils. Die umfangreiche Kunst- und Bautätigkeit richtete sich an den Normen des Zweistromlandes, also Mesopotamien mit Bagdad, aus.
Nach der Rückeroberung Ägyptens durch die schiitischen Abbasiden 905 konnten die türkischstämmigen Ichschididen ab 935 wieder die Unabhängigkeit Ägyptens durchsetzen. Sie herrschten bis 969. Auch über diese Epoche ist kunstgeschichtlich noch wenig bekannt. Vielleicht waren die Zeiten einfach zu unruhig, dass sich kunstgeschichtlich Bleibendes entwickeln und manifestieren konnte.
Danach kamen im Großreich mit Ägypten ab 996 die Fatimiden zur Macht. Sie machten Kairo zum Zentrum des Reiches, bauten Universitäten und errichteten die verkehrliche Infrastruktur. Durch ihren Handel mit den Mittelmehrländern bis hin nach Indien entwickelten sie sich auch immer mehr zu Trägern von Kunst und Kultur. Die Fatimiden gehörten nach der gewaltsamen Trennung des Islam in Sunniten und Schiiten zu den Schiiten und hier zur Richtung der Ismailiten. Man sagt heute, dass der Höhepunkt des Kunstschaffens unter dem Fatimidenkalifen Mustansir (1036 – 1094) erreicht wurde. In diesem Zeitraum gelangte die fatimitische Kunst auch durch viele Kunsthandwerker nach Europa, und überwiegend in das nächstgelegene Italien.Ägyptika Wandflies
Gegen 1171 wurden die schiitischen Fatimiden von sunnitischen Ayyubiden mit kurdischem Hintergrund besiegt und entmachtet. Deren Kunstwerke, und hier insbesondere die Ornamente, waren türkisch beeinflusst.
Die anschließende Herrschaft der Mameluckensultane dauerte von 1250 – 1517, die der Osmanen anschließend bis 1811.
Ihr Reich der Mamelucken wurde 1517 von den Osmanen erobert. Die Mamelucken gab es schon seit mehreren hundert Jahren. Sie waren Königssklaven, welche dem Militär dienten und über dieses dann die Macht in Ägypten übernahmen. Einige dieser Sultane wie Barquq (1382 – 1399) oder Qayid Bay (1468 – 1496) taten sich als Förderer der ägyptischen Kunst hervor. Die Osmanen wurde zeitweilig auch wieder verdrängt, so dass der Einfluss der Mamelucken auch unter osmanischer Regentschaft bis 1811 Bestand hatte. In jenem Jahre schließlich vernichtete Mehmet Ali die Mameluckenelite, welche bereits durch den Feldzug Napoleons 13 Jahre zuvor entscheidend geschwächt war.
Kunsthistorisch blieben Inschriften und Wappen. Die osmanische Herrschaft nahm allerdings einen negativen Einfluss auf die Kunst, da die Eliten als Kunden weitgehend ausgelöscht waren und gute Kunsthandwerker daraufhin abwanderten.

Die Entwicklung im Bereich Ägyptika heute

Die große ägyptische Kunst hat sich wohl bis heute nicht wieder erholt. Nimmt man als Beispiel die großen Basare in Kairo, der bekannteste ist Khan el-Khalili, so gilt auch für diese Orte, wo Sammler sich häufig mit „Kunst“ eindecken, meine langjährige Einschätzung: Dort, wo Tourismus und Basar zusammentreffen, ist überwiegend Ramsch zu erwarten! Hierzu gehören die in großen Mengen kopierten Museumsstücke wie Wandreliefe und Skulpturen. Am beliebtesten sind die Billignachahmungen des Sarkophaks von Tutenchamun oder Skulpturen der ägyptischen Götter Horus, Anubis, Isis, Osiris, Set oder auch Min, der Fruchtbarkeitsgott mit dem erigierten Glied, welcher schon in das Sammelgebiet Erotica vermittelt. Ansonsten stehen natürlich die Ausgrabungsgegenstände wie Pektorale, Gürtelschnallen, Skarabäus-Motive, Kartuschen als Motive bei den Repliken ganz vorn. Pektorale mit der Geiergöttin Nechbet werden auch gern als Amulette hergestellt und in Massen vertrieben.
Gute alte Metallobjekte aus Bronze oder Kupfer, eventuell sogar tauschiert, sind ebenso wie Objekte mit Intarsien nur noch selten anzutreffen. Bei Metallgegenständen ist zudem darauf zu achten, ob sie nicht gefälscht sind. Beliebt war und ist es, Metallobjekte in der Erde zu lagern; Humussäure und Kollegen sorgen schon nach wenigen Monaten für „echt altes“ Aussehen. Was bleibt, ist natürlich der in Basaren sehr beliebte Silberschmuck. Er wird oft von Beduinenfrauen hergestellt und gehört zur natürlichen Erwerbsquelle von Beduinenfamilien. Nur ist der oftmals nicht alt.

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