Taschenuhren

Taschenuhren sammeln

Taschenuhren zeigen Sammlern eine andere Zeit

Für die Sammler alter Taschenuhren liegt der Reiz ihres Hobbys darin, dass sie sich inmitten von Hektik und Stress ein Sammelgebiet erschlossen haben, dessen Objekte ihnen eine andere Zeit zeigen, in der die Menschen in einem anderen Alltagsrhythmus lebten und in der sie ein anderes Bewusstsein von der Vergänglichkeit hatten. Das bezeugen insbesondere Taschenuhren, deren älteste Exemplare nur die Stunden anzeigen konnten, und das nicht einmal sehr genau. Dennoch markierte die Entwicklung solcher Zeitanzeiger mit kompakten Uhrwerken seit dem Ausgang des 15. Jahrhunderts einen enormen Fortschritt: Nach den Großuhren und den als Tisch- oder Standuhren konstruierten Pendeluhren, ermöglichten es die Taschenuhren erstmals, sich unabhängig von Ort und Sonnenstand an der Zeit orientieren zu können.

Taschenuhren als Sammelgebiet für Technikliebhaber und Ästheten

Die Faszination von Taschenuhren aus den verschiedenen Jahrhunderten wird dadurch gesteigert, dass sie nicht allein Zeitzeugen des technologischen Fortschritts sind. Eine sorgfältig zusammengestellte Taschenuhr-Sammlung vermag die Entwicklung eines Handwerks dokumentieren, das einst als hochfertige Kunst angesehen und mit dem Geheimnis astronomischer Kenntnisse verbunden wurde. Zugleich spiegelt sie jedoch die vielfältigen Veränderungen in Gesellschaft, Geschmack und Mode wider. Daher finden sich unter Sammlern sowohl Technikbegeisterte und Bastler als auch Liebhaber der Kunst, die in der Taschenuhr das Schmuckstück und die Miniatur sehen. In der Tat ist es eine sinnliche Erfahrung, den fein ziselierten Deckel des silbernen Gehäuses einer in den 1920er Jahren durchaus noch alltäglichen Taschenuhr zu öffnen. Es ist ein ästhetischer Genuss, eine Taschenuhr des 19. Jahrhunderts mit ihrem emaillierten und zierlich bemalten Gehäuse in die Hand zu nehmen. Und es ist pure Faszination, eines dieser komplizierten Räder- und Federwerke im Uhrengehäuse zu studieren, das je nach Bauzeit der Taschenuhr ganz unterschiedliche Formen haben kann.Taschenuhr

Taschenuhren der unterschiedlichen Epochen als Sammelobjekte

Im 17. und 18. Jahrhundert etwa wurden von den Uhrmachern jener Zeit besonders gerne figürliche Bauformen realisiert. Sie sind aufgrund ihres Alters heute vielfach Ausstellungsobjekte in den Museen und besonders hoch gehandelte Sammlerstücke mit hohem Wert. Für Taschenuhren in Totenkopf- oder Kreuzform, in Gestalt von Hunden oder Gegenständen wie Büchern zahlen Liebhaber Höchstpreise. Gleiches gilt für Taschenuhren jüngeren Datums, die mit edlen Materialien wie Gold und Edelsteinen gefertigt wurden. Erschwinglicher sind oftmals Taschenuhren des ausgehenden 19. Jahrhunderts oder aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, bevor diese Art des Zeitanzeigers aus dem Alltag weitgehend verschwand. Wie bei fast jedem Sammelobjekt sind die Preise zudem auch vom individuellen Erhaltungszustand der jeweiligen Taschenuhr abhängig.

Aufbewahrung und Pflege alter Taschenuhren

Regelmäßige Pflege und Sorgfalt bei der Aufbewahrung sollten für jeden Sammler von Taschenuhren selbstverständlich sein, will er den Wert einer Taschenuhr erhalten oder im Laufe der Jahre steigern. Zur Aufbewahrung einer Taschenuhr-Sammlung eignen sich am besten staubdichte Glasvitrinen. In ihnen können die Zeitmessgeräte auf einer weichen Unterlage vor Kratzern und Erschütterungen geschützt oder auf kleinen Gestellen im rechten Licht präsentiert werden. Vorsicht ist bei bemalten Deckeln oder Zifferblättern geboten: Hier kann der Lichteinfluss bei einer Ausstellung in der Glasvitrine dazu führen, dass die Pigmente auf dem emaillierten Untergrund verblassen, wenn die Farben ohne anschließendes Einbrennen verarbeitet wurden. In vielen Fällen ist es für Sammler nicht einfach, die Funktionstüchtigkeit einer alten Uhr zu beurteilen oder selbst zu erhalten. Doch gibt es auf antike Uhren und alte Uhrwerke spezialisierte Uhrmacher, die dem Sammler mit Rat und Tat zur Seite stehen sowie Wartungs- und Pflegearbeiten übernehmen. Solche Experten haben in der Regel eine spezielle Fortbildung zum Uhrenrestaurator gemacht. Adressen lassen sich über das Internet finden und werden auch auf den Sammlerbörsen für antike Uhren und alten Schmuck weitergereicht.

Alte Taschenuhren haben ein anderes Zeitmaß

Um die Funktionsfähigkeit einer Taschenuhr aus der Frühzeit des Uhrmacherhandwerks zu beurteilen, dürfen allerdings nicht heutige Maßstäbe angelegt werden. In einer Zeit, wo Atomuhren Jahrmillionen ganz genau gehen, ohne einmal nachjustiert zu werden, künden Taschenuhren davon, dass Menschen früherer Epochen eine weitaus tolerantere Einstellung zur Zeit hatten. Als es im 16. Jahrhundert durch die Erfindung des Federantriebs möglich wurde, kompakte Zeitanzeiger mit einem Räderwerk im Taschenformat zu konstruieren, wiesen diese eine Eigentümlichkeit auf: Sie hatten nur einen Zeiger und konnten daher nur die Stunden anzeigen. Und auch diese nur mit einer Fehlertoleranz von zehn oder fünfzehn Minuten. Solche Taschenuhren hatten die zylindrische Form einer hohen Dose und wurden in England, Frankreich und dem für sein Feinmechanikerhandwerk berühmten Nürnberg gebaut. Ein Exemplar einer vom dort wirkenden Uhren-Pionier Peter Henlein konstruierten Taschenuhr lässt sich noch heute im Germanischen Nationalmuseum bewundern.

Frühe Taschenuhren bieten eine Vielfalt an Formen und Verzierungen

Bis zum 18. Jahrhundert fanden die Uhrmacher keinen Weg, ihre Taschenuhren zuverlässiger zu machen. Für Sammler sind jedoch gerade die Werke der frühen Epochen interessant. Der Grund: Statt sekundengenauer Mechanik bieten Taschenuhren bis ins 19. Jahrhundert eine optische Vielfalt, die dann in späteren Jahren zugunsten eines einheitlichen flachen und runden Deckelgehäuses fast gänzlich aufgegeben wurde. So bauten die Feinmechaniker Uhrwerke in kleine, kostbar verzierte Kreuze oder Totenköpfe ein. Taschenuhren konnten auch die Gestalt eines Hundes oder die Form einer Bibel annehmen. Oftmals wurden auch Gold und Silber zusammen mit Edelsteinen für die Gehäuse der Taschenuhren verarbeitet. Entsprechend teuer waren solche Zeitanzeiger im Miniaturformat, die meist an einer Kette getragen wurden und ausschließlich dem Adel und Großbürgertum vorbehalten waren.

Taschenuhren des 19. und 20. Jahrhunderts

Zugänglicher für Sammler sind zweifellos Taschenuhren späterer Epochen. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wurde die nun mit Minutenzeiger und Deckel ausgestattete Taschenuhr populär. Die Form des Uhrengehäuses war nun einheitlich, doch entwickelten sich unterschiedliche Bauarten des Deckels. So gibt es aus dieser Zeit Sprungdeckel-Taschenuhren, die seither nach dem französischen Begriff Savonette bezeichnet werden. Taschenuhren mit teilverglastem Sprungdeckel wurden als Halbsavonette bekannt, bei denen die Krone zum Aufziehen der Uhr seitlich oder oben am Gehäuse angebracht werden kann. Nach dem französischen Uhrenbauer Lépine werden oftmals Taschenuhren ohne Deckel und mit besonders flachem Uhrwerk benannt. Ihren Abschluss fand die Entwicklung historischer Taschenuhren im Verlaufe des 19. Jahrhunderts, als ausgehend von den USA die Massenproduktion von Uhren in Europa und bald die Zeit der Armbanduhren begann.

Moderne Taschenuhren als Modeaccessoires und originelle Sammlerstücke

Lange schien es so, als würden die als klobig und altmodisch geltenden Taschenuhren aus dem Alltag vollständig und dauerhaft verschwinden. Doch in jüngerer Zeit kehrten die antiken Uhren im Westentaschenformat als Modeaccessoire und edle Alternative zur gemeinen Armbanduhr wieder zurück. Und zwar als Uhr für Damen wie Herren. Vor allem deutsche und Schweizer Uhrenhersteller haben wieder Taschenuhren in unterschiedlichen Preisklassen und vom einfachen Metall- bis zum hochwertigen Goldgehäuse im Programm. Darunter durchaus auch Modelle, die das Zeug zum originellen Sammlerstück haben. Etwa spezielle Konstruktionen wie die an Revers oder Brusttasche anheftbare sogenannte Krankenschwesteruhr. Deren Zifferblatt steht auf dem Kopf und kann abgelesen werden, ohne die Uhr in die Hand nehmen zu müssen.

Die Zeit der Taschenuhren ist noch nicht abgelaufen

Für eine Sammlung geeignet sind ebenfalls innovative Konstruktionen, wie sie bei den mit dem Gegensatz antik-modern spielenden Taschenuhren umgesetzt werden, die jeweils einen Sprungdeckel auf jeder Gehäuseseite haben. Zu römischen Zahlen zeigt diese Uhr ein durchsichtiges Zifferblatt, das den Blick auf das Uhrwerk freigibt. Aber auch die traditionellen Formate haben die Hersteller wiederbelebt. Auf den ersten Blick sind aktuelle Taschenuhren im Retro-Look von einer echten Antik-Uhr schwer zu unterscheiden. In ihrem Inneren verbirgt sich modernste Quarztechnik, während die durchbrochenen Zeiger und das vergoldete Gehäuse mit Feingravur dokumentieren, was für jeden passionierten Sammler ohnehin klar ist: Die Zeit der Taschenuhren ist noch nicht abgelaufen!

siehe auch

Alte Uhren

IWC-Uhren

Rolex

Armbanduhren

Schwarzwalduhren

1 response about “Taschenuhren”

  1. I. Armitter said:
    Dem Autor eine E-Mail senden!
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    Super Blog! Jetzt habt ihr mir mit meiner Sammlung sehr geholfen! Gibt es auch eine Seite die Sammler und private Verkäufer zusammen führt?

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