Rauchverzehrer sammeln
Erklärung des Begriffes Rauchverzehrer
Rauchverzehrer kennt man seit etwa 1910. Sie sind in der Regel aus Porzellan oder Keramik und sollen, wie der Name sagt, Rauch „verzehren“, das heißt, einen Raum von Zigaretten- oder Tabakqualm reinigen. Wir haben selbst Rauchverzehrer besessen und können behaupten, dass sie diese Funktion wohl kaum erfüllen bzw. erfüllt haben. Die Rauchverzehrer wurden auch als „Parfümverdünster“ bezeichnet; ich denke, dies klingt ehrlicher. Die Rauchverzehrer besaßen im Inneren einen Hohlraum, welcher von außen durch eine etwa 8 Millimeter große Öffnung mittels eines kleinen Glastrichters oder einer Pipette mit Wasser und einer speziellen Essenz, dem Duftöl, gefüllt wurde.
Rauchverzehrer werden elektrisch betrieben und sind mit einer speziellen Glühlampe, welche im Inneren des Hohlkörpers angebracht ist, ausgestattet. Die von der Glühlampe ausgehende Strahlungswärme ist nach einigen Minuten so stark, dass sie die Verdunstung des mit der Duftessenz injezierten Wassers anregt. Der entstehende Duft verbreitet sich durch Löcher wie Augenhöhlen oder ähnliches in den Raum und überlagert lediglich den Rauch. Bei Dunkelheit scheint durch die Öffnungen des Korpus zudem das Licht der Glühbirne, was eine angenehme Atmosphäre verbreitet.
Der große Boom der Rauchverzehrer
Aber abgesehen von ihrer Funktion, oder auch Nichtfunktion, sind Rauchverzehrer ein beliebtes Sammelgebiet. Ihren Höhepunkt hatten sie in den 50er und 60er Jahren, als sie in keinem Elektrofachgeschäft fehlten. Sie erlebten in den 50er Jahren einen regelrechten Boom, die Nachfrage auch auf Messen wie in Frankfurt war enorm. Unsere Rauchverzehrer stammten aus dem Fachgeschäft meines Großvaters, wo sie sich ab den 70er Jahren zu Ladenhütern entwickelten, bevor sie dann als Sammelgebiet entdeckt wurden. Die darstellenden Figuren waren zumeist Tiere wie Hunde, Katzen, Elefanten, sehr oft Eulen, Enten, Löwen, Bären und und und, entstammten aber auch der fernöstlichen Mythologie wie Buddhas oder waren, wie mein heute noch verbliebener, schlicht ein Schornsteinfeger.
Die Rauchverzehrer meines Großvaters (siehe Bild rechts, ca. 1955) wurden geliefert von der Kasseler Firma Karl & Co. Hergestellt wurden sie dort aber wohl nicht. Der Mantel der Rauchverzehrer wurde zum großen Teil in den Thüringer Porzellanmanufakturen hergestellt, während andere die Glühlämpchen lieferten.
Die Firma Carl Claussen & Co. aus Berlin
Der Berliner Hersteller Carl Claussen & Co. gehörte zu den größten Herstellern von Rauchverzehrern. Die Firma wurde im Jahre 1920 gegründet und stellte sich mit einer breiten Amplitude an Allerweltsartikeln auf, welche in den Bereichen Porzellan, Schmuck, wertvolle asiatische Seide, Schnitzereien auf wertvollen Hölzern wie Ebenholz und Rosenholz, aber auch auf Horn oder Elfenbein, angesiedelt waren. Sogar Möbel vervollständigten das Angebot, welches sich allerdings vorwiegend auf den Geschenkebereich konzentrierte. Als man relativ spät in den 30er Jahren dazu überging, zusätzlich Rauchverzehrer in das Programm aufzunehmen, waren diese bereits länger bei anderen Herstellern zu erstehen.
Lieferanten und Hersteller der Rauchverzehrer
Mifa – Mitteldeutsche Fahrradwerke aus Sangershausen
Gebr. Stauch aus Rudolstadt
Schäfer & Vater aus Rudolstadt
Goebel/Hummel aus Rödental
Wagner & Apel aus Lippelsdorf
Bohne Söhne aus Rudolstadt
Heinz & Co Meernach aus Gräfenthal
Carl Scheidig KG aus Gräfenthal
Fasold & Stauch Lichte
Sitzendorfer Porzellanmanufaktur
Ens Rudolstadt – Volkstedt
Arnol Apel aus Ebersdorf
Max Büttner aus Oeslau
Gerold & Co aus Tettau
S.Rosenthal/Schauberg aus Hamburg
Karl & Co aus Kassel
Rosenthal & Co aus Selb
Aerozon aus Berlin
Potschappel aus Dresden
Eugen Hechelhammer aus Zehdenick (EHZ)
Ozola aus Dresden-Striesen
Carl Claussen & Co aus Berlin
Porzellanmanufaktur Ludwigsburg
Ludwigsburg AG aus Stuttgart
Ozonodor aus Berlin
Ermona aus Berlin