Füllfederhalter, Füllhalter, Füller sammeln
Das Sammeln von Füllfederhaltern
Die größte Tradition besitzt das Sammeln von Füllfederhaltern in den USA. Die Zahl von Sammlern der US-amerikanischen Füllhalter-Hersteller Parker, Conglin, Wahl-Eversharp oder Sheaffer, um nur die bekanntesten anzuführen, ist dort nahezu unermesslich. In Deutschland ist die Begeisterung für die alten Füllhalter erst in den 80er Jahren ausgebrochen. Auch in Deutschland existieren oder existierten bekannte Füllhalterhersteller wie Pelikan, Osmia, Soennecken, Montblanc, Kaweco oder Brause. Gern gesammelt werden auch französische Firmen wie Waterman, Swan oder Edacoto. Ein verwandtes Sammelgebiet sind Kugelschreiber, welche überwiegend von den gleichen Herstellern produziert werden.
Geschichte des Füllers oder Füllhalters
Man bezeichnet sie als Füller, Füllhalter oder Füllfederhalter. Letztere Bezeichnung ist mir persönlich seit meiner Schulzeit am geläufigsten. Mein erster Füllfederhalter in den ersten Schuljahren nach der Eingangszeit mit Schiefergriffel und Schiefertafel war ein Brause-Füller. Die Entwicklung zum Füllhalter setzte schon früh im Mittelalter ein. Genaue Daten über die Entwicklung zum modernen Füllfederhalter sind allerdings nur schwer zu bekommen. Wir wissen allerdings, dass bereits die Römer mit metallenen Kielen beziehungsweise Federn schrieben. Wir wissen auch, dass im Mittelalter die Benutzung eines Gänsekiels oder Federkiels verbreitet war. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die ersten Handelskontore als Vorläufer des späteren Büros zur Zeit der Renaissance. In den Kontoren wurden Federkiele und Schreibflüssigkeiten genutzt. Noch im hohen Mittelalter soll auch die Entwicklung zum Füllhalter begonnen haben. Es war allgemein eine Zeit vieler Innovationen auf allen Gebieten, – ich nenne stellvertretend nur den Namen des großen Erfinders Da Vinci. So überlegte man natürlich, wie es einfacher wär zu schreiben, ohne fortwährend einen Federkiel oder Metallkiel in ein Fässchen mit Schreibflüssigkeit, -Tinte -, zu tunken. So müssen noch im 18. Jahrhundert die ersten Schreibfedern mit einem nachfüllbaren Speicherraum, integriert im Schreibschaft, entstanden sein. Sie waren Vorläufer der modernen Füllhalter, aber ohne Einfluss auf das Fließverhalten der Tinte und somit auch der Schreibqualität. Man begann ebenfalls im 18. Jahrhundert, Federn aus dünnem Metall zu walzen.
Eine Schreibfeder mit integriertem Tintenvorrat, der sensationell die beiden Elemente Schreibfeder und Tintenfass in einer Komponente vereinigte, soll nach Überlieferungen einem Mechanikus namens Scheller aus Leipzig im Jahre 1786 gelungen sein. Eine wichtige Funktion bezüglich der Entwicklung des Füllfederhalters soll auch der englische Ingenieur und Mechaniker Joseph Brahmah (1748-1814) aus Stainborough zugekommen sein.Er war wohl ein Universalgenie und gilt als Erfinder des Bierpumpsystems in Gaststätten, des Wasserklosetts oder der hydraulischen Presse. Er befasste sich ebenfalls mit der Entwicklung der Schreibfederkiele und soll in 1809 einen Federhalter mit Patent entwickelt haben. Diese ersten Federhalten besaßen einen Schreibschaft, welcher röhrenartig ausgebildet war; erkonnte somit mit Schreibflüssigkeit gefüllt werden. Wer nun wirklich den ersten Federhalter mit hohlem Schreibschaft und somit integriertem Schreibflüssigkeitsvorrat erfunden hat, wird sich wohl nicht mehr feststellen lassen. Wir können nur konstatieren, dass diese revolutionäre Innovation in den 30 Jahren zwischen 1780 und 1810 stattgefunden hat und dies wohl parallel an verschiedenen Orten. Was allerdings noch lange ungelöst blieb, war die Regulierung des Fließverhaltens der Tinte. Diese sollte doch schon beständig während des Schreibens fließen, aber langsam!
Beginn der Füllhalterproduktion in Deutschland, der USA und Frankreich
Die Bändigung des Fließverhaltens gelang erst einige Jahrzehnte später. Die Lösung war die Integration eines Tintenkanals, welcher durch Kapillarkräfte die Flüssigkeit vom Vorratsbehälter auf das Papier transportierte. War der Erfinder Lewis Waterman? Ich kann dies nicht belegen. Jedenfalls entstanden die ersten Produktionstätten für die modernen Füllhalter mit Beginn der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts.
Wichtige Firmen in Deutschland waren und sind:
Soennecken in Remscheid und Bonn 1875 – heute, Füllfederhalter ab 1889
Kaweco in Wiesloch 1892 – 1970
Pelikan in Hannover 1838 – heute, Füllfederhalter ab 1929
Matador in Wuppertal-Elberfeld 1895 – 1960
Klio in Hennef und Wolfach 1900 – heute
Faber-Castell in Stein bei Nürnberg 1761 – heute
Montblanc in Hamburg 1908 – heute, von 1908 – 1910 als Simplo Filler Pen Co. GmbH
Osmia in Dossenheim 1919 – 1960
Staedler in Nürnberg 1835 – heute, Füllfederhalter ab 1937, heute Schullernfüller
Astoria in Hamburg 1921 -1932, Füllhalterproduktion bis 1932, dann von Montblanc übernommen
Brause in Iserlohn 1950 – heute, Füllhalterproduktion bis ca. 1965
Haro in Frankenstein in Schlesien 1926 – 1955
Geha in Hannover 1918 – heute, ab 1950 Produktion von Füllhaltern
Melbi-Senator in Groß-Bieberau 1920 – heute
Skribent, Cleo in Bad Wilsnack 1946 – heute
Tropen in Lüdenscheid 1945 – heute
Böhler in Schwetzingen, in den 80er Jahren von Herlitz aufgekauft
Uhu in Bühl 1905 – heute
Aristokrat in Fürth, Firma existiert nicht mehr
Rotring in Hamburg 1928 – heute
Herlitz in Berlin 1904 – heute
Lamy in Heidelberg 1930 – heute
Artus – 1942, in 1942 von Lamy übernommen
Wichtige Firmen in den USA
Parker in Janesville 1888 – heute
Sheaffer 1912 -heute
Conklin 1898 – heute
Swan in New York
Wahl-Eversharp
Wichtige Firmen in Frankreich
Waterman in New York 1883 – heute, heute Paris
Edacoto 1922
Füllsysteme und Füllertypen
Die Entwicklung der Füllhalter verlief in den Jahren ab etwa 1890 sehr intensiv. In den nachfolgenden Jahrzehnten konkurrierten verschiedene Füllsysteme und Sicherheitssysteme über längere Jahre nebeneinander. Eine entscheidende Neuerung war ganz gewiß die Entwicklung von Parker im Jahre 1894 mit dem „Lucky Curve“. Ins Deutsche übersetzt bedeutet es „Glücklicher Bogen“ und bezeichnet einen Tintenleiter, einen Schlauch, mit einer ganz speziellen Krümmung (Curve), welcher nicht nur in der Lage war, die Schreibflüssigkeit bis zur Spitze der Schreibfeder zu führen, sondern sie nach Beendigung des Schreibens auch zurücklaufen zu lassen. Bei diesen Vorgängen trat keine Tinte aus! Parker erhielt nicht nur das Patent auf den Lucky Curve, sondern benamte auch seine nachfolgenden Modelle mit dieser Bezeichnung.
Aber wie kam die Tinte in den Füller? Dies geschah zunächst mit einer Pipette. Mit dieser entnahm man Tinte aus dem Tintenfass und füllte anschließend den hohlen Füllerschaft mit der Flüssigkeit. dazu musste man zuvor den gesamten vorderen Teil, welcher die Feder mit dem Tintenleiter und der sogenannten Aufnahme beinhaltete, abschrauben. Der erst später entwickelte Druckausgleich im Korpus fehlte noch und die zugängige Öffnung befand sich im Leiter für die Flüssigkeit. Folge war ein oftmals lästiges Klecksen des Füllhalters. Dieses an sich unverwüstliche System hielt sich ungefähr vier Jahrzehnte lang von ca. 1890 bis 1930; die Füllhalter dieser Konzeption werden als Halbsicherheitshalter bezeichnet.
Um diesen Malus abzuschaffen, experimentierten nicht nur Parker, sondern bei vielen anderen Herstellern wie zum Beispiel Waterman Entwickler an einer Verbesserung nicht nur des Schlauches, sondern des Gesamtsystems. So wurde schon bald eine Füllhaltergattung kreiert, die man im Unterschied zum Halbsicherheitshalter als Sicherheitshalter bezeichnete. Sie kam in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts auf den Markt und hielt sich etwa bis in die ersten Nachkriegsjahre des 2. Weltkrieges. Nachteil des Sicherheitshalters, bei welchem die Schreibfeder zunächst aus dem Schaft herausgeschraubt und nach Gebrauch wieder zurückgeschraubt wurde, war, dass er bei aller Dichtheit, bedingt durch die neu eingeführte sogenannte Wendel, welche das Zurückschrauben der Feder in den Schaft erst ermöglichte, der Füllhalter stets senkrecht transportiert werden musste; nur so konnte ein Auslaufen von Schreibflüssigkeit verhindert werden. Auch die Sicherheitshalter mussten, wie die Halbsicherheitshalter, mit einer Pipette gefüllt werden.
Weitere Innovationen geschahen nahezu zeitgleich. Man war immer um Verbesserung bemüht. Das Problem des Klecksens trieb die Entwickler an. Walter Sheaffer, dieser geniale Unternehmer, erfand bereits im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts ein System, den Unterdruck im Schreibflüssigkeits- oder Tintenbehälter auszugleichen. Ein elastischer Tintenschlauch aus Gummi wurde hierbei durch einen in der Außenwand des Schreibschaftes integrierten Hebel so manipuliert, dass der Schlauch durch Kippen dieses Hebels zusammengedrückt und umgekehrt wieder geöffnet werden konnte. Die Druckverhältnisse führten dazu, dass sich bei Öffnen des Schlauches dieser durch den Sog mit Tinte füllte. Diese von Sheaffer entwickelten Füllhalter, welche erst ab 1920 auf den Markt kamen und sich bis Ende des 2. Weltkrieges hielten, wurden als Hebelhalter, Hebelfüller oder Hebelfüllhalter bezeichnet. Das System wurde auch von anderen Herstellern übernommen.
Das Bild zeigt ein schönes Beispiel eines Hebelfüllers; rechts auf dem Füllerkorpus ist der Hebel zu erkennen.
Der Nachteil des Systems allerdings lag einmal mehr am Material, am verwendeten Gummi. Wir alle wissen, dass Gummi mit der Zeit spröde wird; bekannt ist dies besonders im Haushalt bei den eingesetzten Gummidichtungen im Wasserkreislauf. Die einsetzende Spröde bedingt irgendwann Undichtigkeit und führt zwangsläufig zum Ersatz. Da der umklappbare Hebel am Füllerschaft zudem noch recht unelegant wirkte, wurde bereits wenig später der Hebel durch einen Druckknopf ersetzt. Das Ergebnis war dasselbe wie beim Hebel, nur dass in diesem Falle das Zusammendrücken des Gummischlauches oder Gummisackes mittels des Knopfes erfolgte. Der Knopf war unter einer Schutzkappe am oberen Ende des Füllfederhalters verdeckt. Diese Druckknopffüllhalter wurden lange Zeit bis in die 50er Jahre parallel zu den Hebelfüllern produziert.
Beispiel eines Druckknopffüllers: Rechts unter der Kappe ist sehr schön der Druckknopf zu erkennen.
Die darauffolgende entscheidende Neuerung war die Entwicklung des Kolbenhalters oder Kolbenfüllers, – und sie geschah nicht in den USA, sondern in Deutschland. Der Kolbenfüller wurde bereits Ende der 20er Jahre entwickelt und ist auch heute noch der Füller mit dem weitaus häufigsten Füllsystem. Auch mein Brausefüller aus den ersten Schuljahren war ein Kolbenfüller. Erstmals musste die Tinte nicht mehr mit Hilfe einer Pipette eingefüllt werden. Das Prinzip ist einfach wie genial. Im Korpus des Schaftes befindet sich ein Dichtring, der in den Anfangsjahren des Systems aus Kork produziert wurde. Schraubt man die Schutzkappe am Ende des Füllers ab, so kann man den darunter liegenden Kopf des im Inneren des Schaftes befindlichen Drehsystems bedienen. Durch Drehen nach rechts wird der unten am Drehsystem angebrachte Dichtring nach unten Richtung Feder geschraubt. Die Feder wird ins Tintenfass gehalten und durch Drehen nach links wird der Dichtring wieder nach oben geschraubt. Hierdurch entsteht ein Unterdruck, so dass die Tinte über die Feder in den Flüssigkeitsraum des Schreibschaftes gesaugt wird.
siehe auch Verwendete Materialien, Tinte, Feder