Reservistenkrüge

Reservistenkrüge und Reservistika sammeln

„Reserve hat Ruh’“

„Drum Brüder stosst die Gläser an, es lebe der Reservemann“

„Es glänzt so freundlich in der Ferne, das liebe teure Vaterhaus. Ich war Soldat und war es gerne, doch jetzt ist meine Dienstzeit aus“

„Wer treu gedient hat seine Zeit, dem sei ein voller Krug geweiht“

Reservistenkrüge und Reservistika als Statussymbole

Solche Sprüche finden sich auf vielen Reservistenkrügen; sie drücken gleichzeitig auch den Sinn und die Funktion der Reservistenkrüge aus. Die Reservistenkrüge als Untergebiet der Militaria sind für den Sammler gewiß der bestimmende Part aus dem Gesamtumfeld der Reservistika. Die Reservistika hat ihren Ursprung und wohl auch Höhepunkt zur Kaiserzeit 1871 bis 1918. Was man sich heute kaum vorstellen kann, – während der Kaiserzeit herrschte ein unvorstellbarer Enthusiasmus für Vaterland und Militär. Man war stolz, den Militärdienst ableisten zu dürfen und voller Scham, wenn dies zum Beispiel aus Krankheitsgründen nicht möglich war. Der Soldat war etwas Besonderes im Kaiserreich. „Darf es etwas Schöneres geben, als den Heldentod für das Vaterland zu sterben?“ Dies war ein geflügeltes Wort jener Zeit. Natürlich sollte auch jeder teilhaben an diesem Stolz; so war es natürlich, dass die Reservistika hoch angesehen waren, zeigten sie doch in eindrucksvoller Weise, dass man gedient hatte. Die Gegenstände wurden nicht selten in Vitrinen o.ä. ausgestellt. Unter Reservistika sind nicht nur die schon angesprochenen Reservistenkrüge zu verstehen; zur weiteren Ausstattung gehörten noch die entsprechenden Gläser für die Krüge, die Reservistengläser, welche allerdings längst nicht so hoch geschätzt wurden wie der Krug selbst und die aus diesen Gründen eher schon einmal entsorgt wurden und daher heute recht rar sind. Zur Reservistika-Ausstattung gehören noch die unvermeidlichen Reservistenpfeifen, dann Reservistenteller und Reservistentassen sowie die Abschluss- und Erinnerungsfotos, die Reservistenbilder. Diese Aufzählung nennt nur die wichtigsten Requisiten.

Zeitliche Einordnung und Ausstattung

Die Zeit der Reservistika begann unmittelbar nach den ersten Dienstzeiten im neuen Kaiserreich noch in den Siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts und hatte ihren Höhepunkt um 1890. Dies gilt in ähnlicher Weise für die Reservistenkrüge; ihre eigentlich hohe Zeit lag allerdings im folgenden Jahrhundert zwischen 1905 bis kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges um das Jahr 1913.

Das Alter der Reservistenkrüge kann man durchaus an Aufwand und Aussehen zeitlich einordnen. Die frühen Krüge des 19. Jahrhunderts waren doch relativ groß und besaßen einfache Deckel. Die frühen Reservistenkrüge waren zudem frei handbemalt und waren lediglich mit dem Namen des Reservisten und der Einheit, in welcher er gedient hatte, ausgestattet. Später wurden auch die Namen seiner Wehrdienstkameraden aufgebracht. Nach der Jahrhundertwende wurden die Umrisse der Szenen per Stich vorgegeben, so daß lediglich nachgemalt wurde. Dies konnte dann auch von weniger talentierten Malern ausgeführt werden. Für die spätere Massenproduktion wurden aufklebbare Abziehbilder verwendet. Die Motive zeigten häufig Ortsansichten, zumeist den Dienstort, aber auch Gefechtsszenen, Übungsszenen oder Abschiedsszenen vom Regiment. Zusätzlich findet man zumeist noch Wappen und anderes das jeweilige Regiment betreffend. Mit der zunehmenden Massenproduktion gab es schließlich auch Motivvorlagen, aus welchen sich der zukünftige Reservist bereits während der Dienstzeit seinen Krug „zusammenstellen“ konnte. Die meisten Reservistenkrüge wurden aus Porzellan hergestellt, nur wenige aus Steingut. Die Krüge aus Steingut sind folglich seltener, die Krüge aus Porzellan dafür aus höherwertigem Material. Da Porzellan durchscheint, konnte man solche Krüge auch mit Motiven am Boden versehen beziehungsweise wurden Szenerien in das Porzellan eingepresst. In der Kunstgeschichte spricht man in einem solchen Fall von einer Lithophanie. Da Steingut nicht durchscheinend ist, gibt es bei Reservistenkrügen aus diesem Material auch keine Durchscheinbilder.

Die Form der Reservistenkrüge richtete sich oftmals nach dem jeweiligen Regiment oder der jeweiligen Einheit. Jeder Krug besaß einen Deckel aus Zinn sowie den sogenannten Deckelheber, ebenfalls aus Zinn. Krüge der Artillerie erinnern oftmals an eine stilisierte Granate. In diesen Fällen ist der Deckel wie der Kopf einer Granate oder Schrapnells geformt;Vorlage war zumeist der Doppelzünder Modell 96. Krügen der schweren Artillerieeinheiten war dem Deckel statt des Grantenkopfes eine Kanone aufgesetzt, die Kavallerie glänzte mit Pferd und Reiter. Die zu Fuß kämpfende Infanterie verzierte ihre Deckel mit knieenden, sitzenden und stehenden Soldaten. Auch die Landeseinheiten sind gut identifizierbar. Meist am Deckelheber erkennt man zum Beispiel die bayrischen Einheiten am typischen Löwen. Andere Länder besaßen andere Symbole, als weiteres Beispiel sei nur noch auf den Adler der Preussen verwiesen, der bis heute als Bundesadler überlebt hat. Lokale Besonderheiten sind gleichfalls zu vermerken, etwa die beiden Grenadiere auf den Ulmer Krügen.

Der damalige Preis für einen Reservistenkrug entsprach etwa dem Wehrsold für einen Monat. Allein hieraus lässt sich die Begeisterung für das Militär zu der damaligen Zeit ablesen. Welcher Rekrut würde heute seinen letzten Monatssold für solch ein Erinnerungsstück ausgeben? Heute sind solche Krüge, wenn sie aufwändig gestaltet sind und einen sehr guten Erhaltungszustand aufweisen, ein Vielfaches des damaligen Preises, der zwischen 5 und 9 Reichsmark betrug, wert.

1 response about “Reservistenkrüge”

  1. Saller, Heinz said:
    Dem Autor eine E-Mail senden!
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    8 + 9 = ?

    Ich habe einen Reservistenkrug aus dem ich nicht schlau werde (Internet). Er trägt die Schrift „Garde-Luftschiffer-Batt. (München)1906-09.
    Vielleicht können Sie mir helfen näheres zu erfahren.
    Herzlichen Dank
    Heinz Saller

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