Pennytoys

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Pennytoys Groschenspielzeug

Pennytoys – ein eigenes Sammelgebiet

Einer großen Anhängerschaft erfreut sich Sammeln von sogenannten Pennytoys. Hierbei handelt es sich um Groschenspielzeug der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die englische Bezeichnung dieses wahrhaftigen Groschenspielzeugs ist wohl der Leidenschaft der Engländer zu schulden, die dieses Billigspielzeug um die Jahrhundertwende in großem Stil von den Nürnberger Blechspielzeug-Herstellern bezogen.

Pennytoys bestanden im engeren Sinne selbstverständlich aus Blech, welche bezüglich der Verarbeitung in der Regel verlappt und zusätzlich lithografiert waren. Sie besaßen zumeist auch keinen Antrieb wie ein Uhrwerk oder Ähnliches. Die Größe betrug etwa bis zu 9 oder 10 cm, konnte manchmal aber auch etwas größer sein. Es wurde bewußt als Groschenspielzeug hergestellt,- und das in Massen. Nimmt man alte Kataloge, so wurde im Großhandel oft der Preis für ein Gros angeboten, erkennbar an der Bezeichnung „p.grs“. Ein Gros, immerhin 12 Dutzend Exemplare, also insgesamt 144 Stück, gab es für 9 bis 10 Reichsmark. Dies bedeutet, dass ein Pennytoy im Endverkauf für ca. 10 Pfennige zu haben war,- fürwahr ein „Groschenspielzeug“.

Die Hersteller der Pennytoys kamen aus Nürnberg; der bekannteste von ihnen dürfte Johann Philipp Meier gewesen sein. Dessen Firma gehörte allerdings auch zu den wenigen Herstellern von Pennytoys, die ihre Produkte gemarkt hatten. Die Markung bei Meier war der bekannte Zweiradwagen mit Hund. Darüber hinaus verwendete die Firma die Kürzel JPM, JM oder auch J.Ph.M. Ein weiterer großer Hersteller dieses Billigspielzeugs war CKO Kellermann. Auch die Pennytoys dieses Herstellers waren gemarkt. Überhaupt ließen es sich viele bekannte Blechspielzeughersteller nicht nehmen, Pennytoys zu produzieren. Ich bin sogar der Meinung, dass es keine definitiv ausgewiesenen Pennytoy-Hersteller gab, sondern das die Vermarktung dieser Billigprodukte, übrigens auch als Werbebeigaben, ein Marketing-Moment jener Zeit war, der sich kaum ein Blechspielzeughersteller verschließen wollte. So wundert es nicht, dass auch viele andere bekannte Hersteller zu den Produzenten der Billigprodukte gehörten, zum Beispiel HUKI, Gely, Günthermann, Hammer & Kühlwein, Technofix, Wünnerlein & Co,- sogar Distler zählte zu den Herstellern.

Der Großteil dieser Hersteller hatte ihre Groschenspielzeuge allerdings nicht gemarkt. Dies hatte seinen Grund darin, dass es Grossisten, welche sich auch „Verleger“ nannten, waren, die den Vertrieb, aber auch den umsatzträchtigen Transport nach England übernahmen. Diese hatten ihr eigenes Logo und ihre eigenen Kataloge. Die verschiedenen Blechspielzeughersteller ihre in der Regel ungemarkte Ware an den Verleger; dieser markte sie mit seinem Logo und führte sie in seinen Katalogen auf. Es ist daher sehr schwierig, solche vom Verleger gemarkte Ware hinsichtlich des eigentlichen Herstellers einzuordnen. Die Verlappungstechnik, das Zusammenfügen der Einzelteile mittels Ösen und Blechlaschen, sowie die Technik der Lithografie war bei allen Herstellern bestens ausgeprägt.

Weniger bekannt sind die markungen oder wie wir heute sagen, die Logos der Grossisten oder Verleger. Der wohl bekannteste von ihnen war Moses Kohnstam aus Fürth bei Nürnberg. Er war einer der größten Exporteure mit Firmenfilialen in London und auch in Italien. Sein logo war „Moko“. Hier heißt es also aufpassen, dass dem Sammler nicht das passiert, war mir persönlich zugefahren war. Ich hatte noch in den 80er Jahren ein Pennytoy auf dem Flohmarkt erstanden,- der Begriff Pennytoy war damals noch nicht so geläufig, und konnte mit der Markung Moko wenig anfangen. Ich konnte keinen Blechspielzeughersteller ausfindig machen, dessen Name mit dieser Markung in Verbindung gebracht werden konnte. Daher schloss ich, es könnte sich um eine Nachbildung oder Produkt eines sogenannten No-Name-Herstellers handeln. So verkaufte ich das Teil ungeahnt unter Preis weiter. Erst später, als ich über Moses Kohnstam las, wurde mir bewusst, dass ich ein gutes Stück billig aus der Hand gegeben hatte.

Pennytoys wurden in Deutschland noch lange nach dem ersten Weltkrieg hergestellt. Der große Boom, der um 1895 begann, war jedoch mit Beginn des Krieges zu Ende gegegangen, da England nun als Exportland ausfiel. Die Boomzeit der Pennytoys kann man daher durchaus auf die Zeit von 1895 bis 1914 festlegen.

Zum Schluss möchte ich noch auf eine Frage eingehen, die mir oft gestellt wurde.Wir haben bereits gesagt, was ein Pennytoy auszeichnet: Lithografiertes Weißblech, Verlappungstechnik, Maximalgröße etwa 10 cm, in der Regel antriebslos. Welche Motive wurden aber dargestellt? Die Antwort ist einfach: Nahezu alles! Die Hersteller der Pennytoys bedienten sich der gesamten Palette des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens der damaligen Zeit, seien es nun Autos, Lokomotiven, Gespanne etc. etc. Hier aber liegt wiederum einer der prickelsten Antriebsmomente, die uns Sammler bewegen: Gerade die Pennytoys ermöglichen es, aufgrund ihrer geringen Größe und gleichzeitigen Vielfältigkeit, mit geringem Platzbedarf ein soziokulturelles Gesamtbild einer wichtigen Zeitepoche zusammenzutragen!

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